Blasenentzündung Behandlung & Vorbeugung
Unkomplizierte Harnwegsinfektionen müssen in 2 von 3 Fällen glücklicherweise nicht mit Antibiotika behandelt werden. Welche natürlichen, rezeptfreien Mittel am besten wirken und wie sich das Zystitis-Risiko im Alltag effektiv senken lässt, erfahren Sie in diesem Kapitel.
Das Wichtigste in Kürze
- Unkomplizierte Blasenentzündungen heilen in 2 von 3 Fällen auch ohne die Einnahme eines Antibiotikums aus.
- Natürliche und rezeptfreie Mittel wie D-Mannose, Cranberry- und Preiselbeersaft, Blasen- und Nierentees sowie schmerz- und entzündungshemmende Medikamente wie Ibuprofen eignen sich für die Selbstbehandlung. Schützende Milchsäurebakterien halten die Intimflora im Gleichgewicht. Die Verwendung von Milchsäurebakterien kann einer Blasenentzündung vorbeugen.
- Hausmittel: viel trinken (2 Liter pro Tag), warme Fußbäder, Wärmflaschen und Ruhe.
- Antibiotika: Der Arzt verschreibt Antibiotika mit Wirkstoffen wie Fosfomycin-Trometamol, Nitrofurantoin, Nitroxolin oder Pivmecillinam bei anhaltenden oder stärkeren Beschwerden.
- Prognose: eine unkomplizierte Blasenentzündung sollte innerhalb weniger Tage abheilen.
Was hilft bei der Behandlung akuter unkomplizierter Blasenentzündungen?
Unkomplizierte Blasenentzündungen heilen oft folgenlos aus, daher steht die schnelle Linderung der unangenehmen Beschwerden im Vordergrund. Je nach Dauer und Ausprägung der Krankheitszeichen kann in Absprache mit dem Arzt eine Behandlung ohne Antibiotika erfolgen. So sollen unnötige Antibiotikatherapien mit möglichen Nebenwirkungen sowie zunehmende Resistenzentwicklungen vermieden werden. Die rein symptomatische Therapie reicht in vielen Fällen aus.
Bei leichten und unkomplizierten Beschwerden steht die Linderung der unangenehmen Symptome im Vordergrund. Arzneimittel wie Ibuprofen wirken nicht nur schmerzlindernd, sondern auch entzündungshemmend. Krampflösende Medikamente, wie zum Beispiel Butylscopolamin, können hilfreich sein, um die Blasenmuskulatur zu entspannen.1,2,3
Empirische Antibiotikatherapie
Bei starken Beschwerden, wenn die Symptome anhalten oder sich verschlimmern, Blut im Urin sichtbar ist, Fieber oder Schmerzen im Rückenbereich auftreten, sollte auf jeden Fall ein Arzt aufgesucht werden. Ist die Anwendung eines Antibiotikums erforderlich, empfiehlt sich eine Einmal -oder Kurzzeitbehandlung (meist über 3 Tage) mit den Wirkstoffen Fosfomycin-Trometamol, Nitrofurantoin, Nitroxolin oder Pivmecillinam.
Die ausgewählten Arzneimittel beruhen in diesem Fall auf Erfahrungswerten, es handelt sich daher um eine kalkulierte, empirische Antibiotikatherapie. Anhand des klinischen Bildes und der zu erwartenden Erreger (im Fall einer Blasenentzündung E. coli) werden also Antibiotika eingesetzt, die erfahrungsgemäß (empirisch) wirksam sind.2
Die Behandlung chronisch rezidivierender Blasenentzündungen
Unter chronisch rezidivierenden Blasenentzündungen versteht man das Auftreten der Krankheitszeichen mindestens dreimal im Jahr oder zweimal pro Halbjahr. Sie werden nach umfangreichen Untersuchungen, Vermeidung von Risikofaktoren und gegebenenfalls Stärkung des Immunsystems zunächst mit nicht-antibiotischen Maßnahmen therapiert.
Eine antibiotische Langzeitbehandlung wird empfohlen, wenn andere Behandlungsoptionen (wie beispielsweise eine Immunprophylaxe) zur Vorbeugung nicht ausreichend sind. Auch besteht die Möglichkeit einer prophylaktischen Einmaleinnahme eines Antibiotikums nach dem Geschlechtsverkehr, wenn hier ein direkter Zusammenhang vermutet wird. Diese Behandlungsform kann mit dem behandelnden Arzt als Alternative zur antibiotischen Langzeitbehandlung berücksichtigt werden. Nach Absprache mit dem Arzt, kann eine lokal anzuwendende Östrogencreme in den Wechseljahren als Alternative zur antibiotischen Langzeittherapie in Erwägung gezogen werden.3
Eine Pilotstudie zeigte überdies einen positiven Effekt auf das Abklingen akuter Beschwerden sowie eine Verbesserung der Lebensqualität unter der Einnahme von D-Mannose.4 Der natürliche Zucker D-Mannose kann zur Vorbeugung wiederkehrender Blasenentzündungen empfohlen werden.2 Eine klinische Studie hat gezeigt, dass mit der Einnahme von D-Mannose das Auftreten wiederkehrender Harnwegsinfekte bedeutsam reduziert werden konnte.5
Bestimmung der Erreger & Antibiotika bei chronischer Blasenentzündung
Aufgrund von Nebenwirkungen und möglichen Resistenzbildungen wird auch bei wiederkehrenden Blasenentzündungen nach Alternativen zu einer Behandlung mit Antibiotika gesucht. In den meisten Fällen sind Kolibakterien für die Blasenentzündung verantwortlich. Bei chronischen Blasenentzündungen sollte dennoch der genaue Erreger bestimmt werden. Zur genauen Erregerbestimmung wiederkehrender Blasenentzündungen wird eine Urinkultur angelegt. Hier werden die mit dem Urin gewonnenen Erreger auf mikrobiologischen Nährböden kultiviert und nachgewiesen. In seltenen Fällen können auch andere Erreger eine Zystitis auslösen und erfordern eine entsprechende Behandlung. Mit der Urinkultur können die genaue Erregerart und ein dafür passendes Medikament ermittelt werden. Das Anlegen einer Urinkultur wird auch in der Schwangerschaft empfohlen. Mit einem Antibiogramm lassen sich Antibiotikaresistenzen erkennen, die für wiederkehrende Blasenentzündungen verantwortlich sein könnten.
Bevor mit einer antibiotischen Langzeittherapie begonnen wird, werden folgende Maßnahmen berücksichtigt:
- Aufklärung der Patientin über bestimmte Verhaltensempfehlungen, wie zum Beispiel eine ausreichende Trinkmenge und regelmäßiges Wasserlassen
- D-Mannose zur Prophylaxe wiederkehrender Blasenentzündungen
- Schützende Laktobazillen können das physiologische Milieu der Intimflora ins Gleichgewicht bringen und so vor wiederkehrenden Harnwegsinfekten schützen
- Pflanzliche Arzneimittel können den Heilungsprozess unterstützen
- Vor einer antibiotischen Langzeittherapie sollte eine Immunprophylaxe versucht werden. Diese kann oral eingenommen oder in Form einer Impfung verabreicht werden und wird als Langzeitprophylaxe rezidivierender Harnwegsinfekte empfohlen.2
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Was können Sie selbst tun, um sich vor einer Blasenentzündung zu schützen?
- Generell wird eine ausreichende Trinkmenge (1,5/2 L), der regelmäßige Toilettengang und eine vollständige Entleerung der Blase in aufrechter Sitzposition empfohlen. Auf diese Weise haben es Bakterien schwer, sich anzusiedeln und zu verbreiten.
- Der natürliche Zucker D-Mannose lindert die typischen Beschwerden auf natürliche Weise, indem er sich an E. coli, dem häufigsten Auslöser einer Blasenentzündung, bindet und sich dieser somit nicht an die Blasenwand anheften kann. Die Bakterien werden einfach wieder mit dem Urin ausgeschieden. Zur Prävention chronischer Harnwegsinfekte hat sich D-Mannose ebenfalls bestens bewährt. Die Rate chronischer Harnwegsinfekte konnte mit der Einnahme gesenkt werden. Alternativ können Phytotherapeutika wie Bärentraubenblätter, Kapuzinerkressekraut, Meerrettichwurzel in Erwägung gezogen werden.4,5
- Tritt die Entzündung der Harnblase wiederholt auf, hat sich ein altes Hausmittel bewährt: Viel trinken! Mit einer Erhöhung der Trinkmenge auf ca. 3 Liter konnte die Zahl der chronischen Harnwegsinfekte maßgeblich gesenkt werden.6
- Viele pflanzliche Arzneitees, wie Blasen- und Nierentee oder Brennesseltee stehen zum Durchspülen der Harnwege zur Verfügung.
- Die Ansäuerung des Harns soll das Bakterienwachstum hemmen und die antibiotische Wirkung verbessern. Preiselbeersaft soll besonders gut geeignet sein, da er zusätzlich desinfizierend wirkt.
- Ein starkes Immunsystem kann Ihren Körper vor Infektionen bewahren. Eine gesunde vaginale Abwehr schützt ebenso die Schleimhäute von Harnröhre und Blase – daher können Sie mit der Anwendung natürlicher Laktobazillen möglichen Infektionen auf natürliche Weise vorbeugen.
- Die Blasenentzündung tritt häufig nach dem Geschlechtsverkehr auf. Daher empfehlen Experten, nach dem Sex auf die Toilette zu gehen. Auch wenn das unromantisch klingt, hat es sich bewährt, um mögliche Bakterien direkt auszuschwemmen.
- Überdenken Sie Ihre Verhütungsmethode. Das Tragen einer Spirale soll das Infektionsrisiko erhöhen, ebenso sollen chemische Verhütungsmittel das Entstehen einer Blasenentzündung fördern. Kondome hingegen schützen vor Infektionen.
- Vagiflor® Milchsäurebakterien unterstützen die Stärkung des Vaginalmilieus und helfen, erneuten Entzündungen vorzubeugen. Sie tragen auch dazu bei, das Gleichgewicht der Intimflora nach einer Antibiotikatherapie wiederherzustellen.
- Aufgrund der anatomischen Nähe zur Darmregion empfiehlt sich eine vorsichtige Reinigung des Intimbereiches. So sollte nach dem Toilettengang auf jeden Fall von vorne nach hinten gewischt werden.
- Bestimmte Hygienemaßnahmen zählen ebenso zu den Risikofaktoren, die das Auftreten einer Blasenentzündung begünstigen. Reines Wasser oder auf den pH-Wert der Intimregion abgestimmte Waschlotionen sind zur Reinigung geeignet. Auf Intimsprays oder Spülungen sollte generell verzichtet werden.
- Zu enganliegende Kleidung kann Reizungen hervorrufen, tragen Sie nach Möglichkeit reine Baumwollunterwäsche, sie ist atmungsaktiv und kann bei 60 Grad gewaschen werden.
- Nach dem Baden sollten nasse Kleidungsstücke sofort entfernt und der Körper vor Kälte geschützt werden. Generell vermuten viele Frauen einen direkten Zusammenhang zwischen einer Unterkühlung, insbesondere kalte Füße und dem Auftreten einer Blasenentzündung. Daher halten Sie sich warm und trocken. Bereits unsere Großmütter mahnten vor dem Sitzen auf kalten Unterlagen (Treppe/Steine), dieser Rat ist bis heute nicht aus der Mode gekommen.
- Eine ausgewogene Ernährung, Bewegung und Entspannung tragen zu einem abwehrstarken Immunsystem bei.
Seite zuletzt aktualisiert: 08/2024
Quellenangaben
- Bundesministerium für Bildung und Forschung (Hrsg.) (2016). Blasenentzündungen – zwei von drei Frauen werden ohne Antibiotikum gesund. Online verfügbar unter: https://www.gesundheitsforschung-bmbf.de/de/blasenentzundungen-zwei-von-drei-frauen-werden-ohne-antibiotikum-gesund-1688.php. Abgerufen am 12.08.2024.
- Brennen beim Wasserlassen S3-Leitlinie und Anwenderversion der S3-Leitlinie Harnwegsinfektionen AWMF-Register-Nr. 053-001DEGAM Autoren Schiemann, Guido, Klaus Gebhardt, Eva Hummers. Konzeption und wissenschaftliche Redaktion: Ständige Leitlinien-Kommission der DEGAM. Stand: 07/ 2018. Online verfügbar unter: https://www.degam.de/files/Inhalte/Leitlinien-Inhalte/Dokumente/DEGAM-S3-Leitlinien/053-001_Brennen%20beim%20Wasserlassen/053-001l_Brennen%20Wasserlassen_Langversion_29-08-18.pdf. Abgerufen am 07.06.21.
- Deutsche Familienversicherung. Blasenentzündung: Ursachen, Symptome, Therapie. Stand: 29.10.20. Online verfügbar unter: https://www.deutsche-familienversicherung.de/krankenhauszusatzversicherung/ratgeber/artikel/blasenentzuendung-ursachen-symptome-therapie/. Abgerufen am 03.05.21., Clara. Miktionsbeschwerden. Tabuthema Blasenprobleme. Stand:10.04.19. Online verfügbar unter:https://www.pharmazeutische-zeitung.de/tabuthema-blasenprobleme/. Abgerufen am: 22.04.21.
- Domenici L, Monti M, Bracchi C, Giorgini M, Colagiovanni V, Muzii L, Benedetti Panici P. D-mannose: a promising support for acute urinary tract infections in women. A pilot study. Eur Rev Med Pharmacol Sci. 2016 Jul;20(13):2920-5. PMID: 27424995.
- Kranjčec B, Papeš D, Altarac S. D-mannose powder for prophylaxis of recurrent urinary tract infections in women: a randomized clinical trial. World J Urol. 2014 Feb;32(1):79-84. doi: 10.1007/s00345-013-1091-6. Epub 2013 Apr 30. PMID: 23633128.
- Deutsche Gesellschaft für Infektiologie e.V. Sommerleiden Blasenentzündung – Erstmal ohne Antibiotikum behandeln. Medizin – Kommunikation Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V.
Online verfügbar unter: https://idw-online.de/de/news719653. Abgerufen am 01.06.21.