Scheidenflora mit saurem pH-Wert aufbauen und stärken

In diesem Artikel widmen wir uns einem essentiellen Thema für die weibliche Gesundheit: den Ursachen und der Behandlung einer Scheidenflora aus dem Gleichgewicht. Eine gesunde Vaginalflora hat einen leicht sauren pH-Wert zwischen 3,8 und 4,4 und ist der Schlüssel zu einer intakten Intimgesundheit, da sie die Scheide vor Krankheitserregern und Infektionen schützt. Diese können sich im sauren Milieu nur schwer vermehren. Doch verschiedene Ursachen wie die Einnahme von Antibiotika, hormonelle Veränderungen, eine falsche oder übertriebene Intimhygiene sowie bestimmte Grunderkrankungen können dieses empfindliche Gleichgewicht stören und den vaginalen pH-Wert erhöhen. Unser Ratgeber bietet umfassende Informationen, Tipps und Hausmittel, um die gestörte Scheidenflora wieder aufzubauen und zu stärken.

  • Schutzfunktion: Das physiologische Scheidenmilieu (Mikrobiom) beinhaltet eine Vielzahl an unterschiedlichen Mikroorganismen wie Laktobazillus-Stämmen, die im Einklang miteinander leben und deren Stoffwechsel Zucker in Milchsäure umwandelt, wodurch der saure pH-Wert entsteht. Dieser verhindert die übermäßige Vermehrung und Ansiedlung krankmachender (pathogener) Keime und Bakterien.
  • Symptome & Diagnose: Eine gestörte Scheidenflora neigt dementsprechend zu Infektionen und den damit einhergehenden Symptomen wie Juckreiz, Brennen, Rötungen, Schwellungen, unangenehmen Geruch oder veränderten Ausfluss. Der pH-Wert des gesunden, sauren Scheidenmilieus liegt übrigens zwischen 3,8 und 4,4. Ist er höher, ist dies ein mögliches Symptom für eine bakterielle Vaginose.
  • Ursachen: Zu den Hauptursachen für eine gestörte Scheidenflora bzw. einen erhöhten vaginalen pH-Wert gehören hormonelle Veränderungen ( Wechseljahre, Schwangerschaft, bestimmte Medikamente), bestimmte Grunderkrankungen wie Diabetes oder Schilddrüsenprobleme, übermäßige oder falsche Intimhygiene, häufiger ungeschützter Geschlechtsverkehr und verschiedene Infektionen.
  • Behandlung: Die Behandlung zielt darauf ab, das natürliche Gleichgewicht der Scheidenflora wiederherzustellen und den erhöhten vaginalen pH-Wert zu senken. Hierzu können probiotische Präparate, Milchsäurebakterien oder spezielle Vaginalzäpfchen verwendet werden. Auch eine angepasste Intimhygiene hilft dabei, eine gesunde Scheidenflora aufzubauen.
  • Prognose: Mit der richtigen Pflege und Behandlung kann das Gleichgewicht der Scheidenflora wiederhergestellt werden. Es ist wichtig, die Ursachen zu erkennen und zu vermeiden, um zukünftige Störungen zu verhindern. Eine regelmäßige Kontrolle und Pflege der Intimflora trägt zur allgemeinen Gesundheit und zum Wohlbefinden bei. Wie lange es genau dauert, hängt von der Ursache und Behandlung ab.

Aufgaben einer gesunden Scheidenflora mit saurem pH-Wert

Die gesunde Vagina besitzt eine natürliche Schutzfunktion. Dieses physiologische Scheidenmilieu (Mikrobiom) beinhaltet eine Vielzahl an unterschiedlichen Mikroorganismen, die im Einklang miteinander leben. Besonders hervorzuheben sind die Laktobazillen, doch insgesamt besteht das Mikrobiom aus Millionen verschiedener Keime, Bakterien und Pilzen. Sie befinden sich in einem fein ausgewogenen Gleichgewicht, sodass beispielsweise pathogene (krankmachende) Erreger daran gehindert werden, sich zu stark auszubreiten und unangenehme Symptome hervorzurufen. Etwa Juckreiz, ein Brennen, unangenehmen Intimgeruch und veränderten Ausfluss.

1. Eileiter / 2. Uterus / 3. Ovar / 4. Zervix / 5. Vagina

Die Balance dieses leicht sauren und gesunden Scheidenmilieus (pH-Wert zwischen 3,8 und 4,4) wird wesentlich von Hormonen wie Östrogen und Progesteron beeinflusst und verändert sich im Laufe des Zyklus und im Laufe des Lebens einer Frau, insbesondere in der Schwangerschaft und den Wechseljahren.

Während der fruchtbaren Jahre besteht die Vaginalflora vorwiegend aus schützenden Milchsäurebakterien, den Laktobazillen. Diese Bakterien bilden aus dem Zucker (Glykogen), der sich in den Zellen der Scheidenwände befindet, die wichtige Milchsäure. So entsteht der saure pH-Wert, der Keime daran hindert, sich in der Scheide auszubreiten. Krankheitserreger können in dieser sauren Umgebung nur schlecht bis gar nicht überleben. Die Scheide und die inneren Organe sind somit vor Infektionen und damit einhergehenden unangenehmen Beschwerden natürlich geschützt.

Ein saurer vaginaler pH-Wert ist also von großer Bedeutung. Einerseits zeigt er an, dass ausreichend Laktobazillen Glykogen in Milchsäure umwandeln und andererseits macht das saure Scheidenmilieu schädlichen Keimen das Leben schwer, also deren Ausbreitung und Vermehrung. Insbesondere in der Schwangerschaft kann das regelmäßige Messen des vaginalen pH-Werts hilfreich sein, um Veränderungen rechtzeitig zu erkennen und möglichen Schwangerschaftskomplikationen vorzubeugen.

pH-Wert messen und Veränderungen frühzeitig erkennen

Viele Ursachen und Risikofaktoren können die Anzahl an Milchsäurebakterien beeinflussen, zum Beispiel eine Schwangerschaft, Stress, Hormonschwankungen, etwa während der Periode oder in den Wechseljahren, bestimmte Erkrankungen wie Diabetes mellitus, die Einnahme von Antibiotika oder eine bakterielle Vaginose. Doch ein erstes Frühwarnzeichen kann ein erhöhter pH-Wert der Scheide sein.

Mit Hilfe eines Teststreifens für Zuhause können Veränderungen früh erkannt und Störungen des vaginalen Milieus, die mit Symptomen wie einem fischig riechendem Ausfluss, Rötungen und anderen Entzündungszeichen einhergehen, vorgebeugt werden.

Mehr als 60 % der Befragten wissen zwar, dass der vaginale pH-Wert idealerweise zwischen 3,8 und 4,4, also im sauren Bereich liegen sollte. Aber nur wenige Frauen überprüfen selbst regelmäßig, ob das bei ihnen tatsächlich der Fall ist. Dabei kann genau diese Selfcare-Praxis insbesondere werdende Mütter vor möglichen Komplikationen schützen.

Mit Milchsäurebakterien die Scheidenflora in Balance halten

Zu einer intakten Intimgesundheit der Frau gehört ein physiologisches Scheidenmilieu, das eine Vielzahl an „guten“ Bakterien beinhaltet. So finden sich bei Laboruntersuchungen im Scheidensekret einer gesunden Frau durchaus 100 Millionen Keime pro Milliliter. Dabei sind in der Regel mehrere unterschiedliche Laktobazillus-Stämme vorhanden, die in ihrer Zusammensetzung von Frau zu Frau variieren.

Zu den häufigsten Laktobazillen der Scheidenflora, auch Döderlein-Stäbchen genannt, gehören u.a.

Die schützenden Milchsäurebakterien (Laktobazillen) halten die Scheidenflora und den pH-Wert im Gleichgewicht und fördern auf diese Weise eine gesunde und abwehrstarke Intimgesundheit. Ihr Entdecker, der Frauenarzt Albert Döderlein (1860 – 1941) fasste sie damals unter der Spezies Lactobacillus acidophilus zusammen.1

Aufgaben der Laktobazillen

Die Hauptaufgabe schützender Laktobazillen besteht darin, das natürliche Scheidenmilieu und den pH-Wert gesund und stabil zu halten.2 Dieses tun die Milchsäurebakterien auf unterschiedlichste Weise. Zunächst verdrängen sie Krankheitserreger ganz einfach durch ihre Anwesenheit. So haben es pathogene (krankmachende) Keime schwer, sich an die Scheidenschleimhaut anzuheften, sich zu vermehren und Beschwerden des Intimbereiches zu verursachen.

Des Weiteren bilden Laktobazillen Milchsäure, indem sie das in der Vagina befindliche Glykogen umwandeln. So wird ein saures Scheidenmilieu aufrechterhalten (messbar anhand eines pH-Wertes zwischen 3,8 und 4,4), in dem Erreger nur schwer überleben können. Gleichzeitig fungiert Glykogen für einige Erreger als Nahrungsgrundlage, welche ihnen so durch die Milchsäurebakterien entzogen wird. Außerdem bilden Laktobazillen spezielle Stoffe, wie zum Beispiel Wasserstoffperoxid und Bakteriocine. Diese wirken antimikrobiell, das heißt, sie können das Wachstum von Mikroorganismen, wie beispielsweise krankmachenden Bakterien, hemmen. So unterstützen sie eine abwehrstarke Scheidenflora auf natürliche Weise. Auch werden antibiotisch wirksame Eiweißmoleküle gebildet und so ebenfalls schädliche Bakterien in Schach gehalten. Zu den wirksamsten Laktobazillen zählen aus wissenschaftlicher Sicht solche, die Wasserstoffperoxid produzieren, vorrangig also L. acidophilus.

Milchsäurebakterien für Erhalt & Wiederherstellung einer gesunden Scheidenflora. Vaginalzäpfchen mit Milchsäurebakterien stärken ein geschwächtes Scheidenmilieu und stabilisieren den pH-Wert, dank Laktobazillen (L. acidophilus).

Zusammensetzung des Scheidenmilieus variiert während des Zyklus

In der Scheide finden sich einerseits die genannten Laktobazillen. Ihr Anteil ist nicht nur von Frau zu Frau verschieden, auch unterliegt das Vorhandensein schützender Milchsäurebakterien zyklusbedingten Schwankungen.

Während und nach der Regelblutung sind beispielsweise weniger Laktobazillen vorhanden, diese vermehren sich dann innerhalb eines Zyklus wieder. Zusätzlich handelt es sich bei Menstruationsblut um eine alkalische Flüssigkeit (pH-Wert >7), weshalb das Messen des vaginalen pH-Werts drei bis vier Tage nach einer Regelblutung durchaus erhöhte Werte anzeigen kann und nicht zuverlässig ist. Das gilt auch für bis zu 12 Stunden nach dem Sex, da Sperma ebenfalls alkalisch ist. Mit dem Beginn der Wechseljahre und dem natürlichen Rückgang der Östrogenproduktion nimmt der Laktobazillen-Anteil auf natürliche Weise ab.

Zudem finden sich auch andere Bakterien, wie zum Beispiel Gardnerella vaginalis oder auch Hefepilze in einer gesunden Scheide und sind nicht besorgniserregend, solange keine Schwangerschaft vorliegt und ihr Anteil so gering ist, dass keine Beschwerden entstehen. Eine gesunde Vaginalflora mit ausreichend Milchsäurebakterien und ein intaktes Immunsystem überstehen das, ohne dass Krankheitszeichen zu befürchten sind. Gerät die Intimflora jedoch aus dem Gleichgewicht, so zeigt sich das an verschiedenen Symptomen, wie einem steigenden pH-Wert, Ausfluss, Entzündungen und Juckreiz. Solange die Anzeichen für einen Mangel an Milchsäurebakterien in der Scheide rechtzeitig erkannt werden, ist eine Behandlung in der Regel unkompliziert möglich. Außerdem gibt es verschiedene Möglichkeiten zur Vorbeugung und zum Erhalt der gesunden Scheidenflora, sowie zur Regeneration, z.B. nach einer Antibiotikaeinnahme.

Menge, Konsistenz und Farbe des Zervixschleims geben Hinweise auf die Phase, in welcher sich der weibliche Zyklus befindet. Der Ausfluss verändert sich vor, während und nach dem Eisprung.

Ursachen für einen zu hohen pH-Wert der Scheide

Die Scheidenflora unterliegt natürlichen Schwankungen. Verschiedene Ursachen können jedoch zu Veränderungen der physiologischen Scheidenflora und einem Anstieg des vaginalen pH-Wertes führen.

Folgende Faktoren können den vaginalen pH-Wert erhöhen und die Scheidenflora stören:

  • Östrogenkonzentration & Zyklus: Das Hormon Östrogen übernimmt im weiblichen Körper vielfältige Aufgaben und wird zum Großteil von den Eierstöcken gebildet. Unter dem Einfluss von Östrogen wandeln schützende Laktobazillen das in der Vaginalschleimhaut befindliche Glykogen zu Milchsäure um. Diese schützt die Intimregion vor Krankheitserregern, indem der pH-Wert des physiologischen Scheidenmilieus im sauren Bereich – um 4 – gehalten wird. Die Östrogenproduktion unterliegt natürlichen Schwankungen und ist zyklusabhängig. Während der Periode, sowie kurz danach ist die Anzahl der Laktobazillen am geringsten. Dementsprechend ist die Scheide zu dieser Zeit auch besonders anfällig für Infektionen wie Scheidenpilz. Andere Ursachen für Schwankungen im Östrogenhaushalt sind zum Beispiel eine Schwangerschaft oder die Wechseljahre, bei der es zu einem natürlichen Rückgang der Östrogenproduktion und der Anzahl an Laktobazillen kommt.
  • Falsche oder zu viel Intimhygiene: Das zu häufige Reinigen der Scheide, vor allem mit parfümierten oder anderweitig chemischen Shampoos, Spülungen, Lotionen usw. zerstört das natürliche Scheidenmilieu. Dadurch kann es zum Anstieg des vaginalen pH-Wertes kommen, wodurch sich Krankheitserreger leichter vermehren.
  • Feuchtes Klima durch Kunstfasern & zu enger Kleidung: Unterwäsche aus luftundurchlässigen Stoffen, vor allem Kunstfasern, führt zu einem feuchten Klima. Feuchtigkeit kann nicht nach außen transportiert werden. Besonders Pilze fühlen sich in einer feuchten und warmen Umgebung besonders wohl. Weiterhin können sich Bakterien auf diese Weise wunderbar vermehren und so zu Scheideninfektionen führen. Übrigens kann auch eine zu enge Kleidung ein feucht-warmes Klima begünstigen, da sie die Schweißbildung fördert und es zu einem Wärmestau kommen kann. Auch der Bikini oder Badeanzug sollte nach dem Schwimmen sofort ausgezogen werden.
  • Die Einnahme von Antibiotika: Mit der Einnahme von Antibiotika werden bei einer bakteriellen Infektion die verantwortlichen Erreger bekämpft. Dabei können auch die „guten“ Bakterien vernichtet werden, die wir beispielsweise in Form von Laktobazillen für eine gesunde und abwehrstarke Vaginalflora benötigen.
  • Bakterielle Vaginose (Dysbiose): Das Erkrankungsbild der bakteriellen Vaginose ist noch nicht abschließend geklärt. Die schützenden Laktobazillen werden durch pathogene (krankmachende) Erreger verdrängt und es entsteht ein Ungleichgewicht des physiologischen Scheidenmilieus. Zu den Risikofaktoren zählen u.a. immunologische und genetische Faktoren, Rauchen und Stress.
  • Basische Körperflüssigkeiten: Flüssigkeiten wie Blut, Sperma oder auch der Wochenfluss nach der Geburt, liegen im basischen (alkalischen) Bereich. Natürliche Schwankungen, wie sie beispielsweise durch die Periode entstehen, reguliert der Körper in der Regel selbständig. Ist die Scheidenflora allerdings geschwächt und die Anzahl schützender Laktobazillen zu gering, wird weniger Milchsäure produziert und pathogene Erreger können sich leichter ausbreiten. Häufiger ungeschützter Sex kann sich ebenfalls auf die Scheidenflora auswirken und Intimbeschwerden begünstigen.
  • Erkrankungen & Infektionen: bestimmte Erkrankungen können die Scheidenflora ebenfalls aus der Balance bringen und den pH-Wert erhöhen. Dazu zählen zum Beispiel ein Diabetes mellitus, aber auch sexuell übertragbare Infektionen wie Chlamydien, Gonorrhoe oder Trichomoniasis. Auch Schilddrüsenprobleme können die Scheidenflora aus dem Gleichgewicht bringen, da sie ebenfalls Auswirkungen auf das Immunsystem haben.
  • Weitere Risikofaktoren: Rauchen, Stress, eine zu zuckerreiche Ernährung mit vielen Kohlenhydraten.

Für unangenehme Symptome im weiblichen Intimbereich gibt es viele mögliche Ursachen und Risikofaktoren. Oft unterschätzt (oder auch überschätzt) wird dabei die richtige Intimhygiene. So können z. B. Intimdeos oder Scheidenspülungen die sensible Region reizen und das natürliche Scheidenmilieu aus dem Gleichgewicht bringen.

Symptome einer gestörten Scheidenflora

Eine Dysbalance der Scheidenflora kann mit unterschiedlichen Symptomen einhergehen. Besonders häufig leiden Frauen unter Juckreiz und einem veränderten Ausfluss. Je nach Ursache können diese in unterschiedlicher Ausprägung auftreten und für unterschiedliche Infektionen sprechen, die eine ärztliche Abklärung notwendig machen. Anhaltspunkte liefern vaginaler pH-Wert, Intimgeruch, Farbe und Konsistenz des Ausflusses, sowie etwaige Begleitsymptome wie Entzündungen oder Scheidentrockenheit. Während beispielsweise die Scheidenpilzinfektion in der Regel mit einem weißlichen und geruchlosen Ausfluss einhergeht, spricht ein in Farbe und Geruch veränderter Ausfluss, zum Beispiel ein grüner Ausfluss, für eine bakterielle Beteiligung, die in der Regel antibiotisch behandelt werden muss.

Symptome und Erkrankungen einer gestörten Scheidenflora im Überblick:

Bei erhöhtem pH-Wert sofort zum Frauenarzt?

Der vaginale pH-Wert unterliegt natürlichen Schwankungen, die vom Körper selbständig reguliert werden können. Wenn Ihr vaginaler pH Wert einmal nicht im Normalbereich liegt, besteht noch kein Grund zur Sorge. In diesem Fall wiederholen Sie die Messung einige Stunden später oder am nächsten Tag.

Wenn Sie Auffälligkeiten beobachten oder bereits unter zusätzlichen Beschwerden wie Juckreiz, Entzündungen, vermehrtem Ausfluss, Schmerzen beim Sex oder unangenehmen Intimgeruch leiden, ist der Gang zum Gynäkologen in jedem Fall ratsam. Insbesondere in der Schwangerschaft wird die regelmäßige pH-Wert Messung empfohlen. Hier sollten Veränderungen zeitnah mit dem Frauenarzt besprochen werden.3

Scheidenflora aufbauen und stärken

Eine gesunde und abwehrstarke Scheidenflora setzt sich aus einer Vielzahl an Mikroorganismen zusammen. Dabei ist es nicht nur wichtig, ob bestimmte schützende Laktobazillen vorhanden sind, vielmehr müssen sie in einem ausgewogenen Verhältnis zueinanderstehen, um das Mikrobiom der Vagina bestmöglich zu erhalten und zu schützen. Demnach konnten in der Vagina an die 250 Bakterienarten nachgewiesen werden. Dabei handelt es sich nicht nur um schützende Milchsäurebakterien, auch eine Vielzahl anderer Bakterien sind ein natürlicher Bestandteil der Scheidenflora. Ob es zu Beschwerden oder Scheideninfektionen kommt, liegt also vornehmlich an der Zusammensetzung der Intimflora. Mit der Verwendung schützender Milchsäurebakterien können Sie die Scheidenflora aufbauen, stärken und widerstandsfähiger machen. Bei einer bakteriellen Vaginose zum Beispiel oder nach der Einnahme eines Antibiotikums, können zugeführte Milchsäurebakterien den sauren pH-Wert regenerieren und wieder ins Gleichgewicht bringen. Sie können als Zäpfchen oder durch die Einnahme von Probiotika in Kapseln zugeführt werden.4

Nach den Wechseljahren ist das physiologische Scheidenmilieu von Natur aus anders zusammengesetzt, auch der vaginale pH-Wert verändert sich und steigt an. In dieser Zeit können Frauen daher anfälliger für bestimmte Beschwerden, wie beispielsweise Blasenentzündungen, sein. Aufgrund der veränderten Hormonlage kommt es zu einer Verdünnung des Gewebes, dieses wird als vaginale Atrophie bezeichnet. Untersuchungen haben gezeigt, dass sich Vitamin E Suppositorien positiv auf die Intimregion der Frau bei vaginaler Atrophie auswirken können, besonders wenn auf eine Hormontherapie verzichtet werden soll.5

4 Tipps zum Erhalt einer gesunden Scheidenflora

Bleiben Sie im Gleichgewicht

Wohlbefinden und ein Leben in Balance wirkt sich ebenso auf unsere Intimgesundheit aus. So ist Stress ein erwiesener Risikofaktor, der Beschwerden des Intimbereiches begünstigen kann. Leben Sie bewusst und gönnen Sie sich Auszeiten vom stressigen Alltag – für ein Leben im Gleichgewicht.

4 Tipps zum Erhalt einer gesunden Scheidenflora

Stärken Sie Ihr Immunsystem

Chronische Erkrankungen schwächen das Immunsystem und können auf diese Weise auch die Intimgesundheit nachteilig beeinflussen. Auch haben entzündliche, allergische oder genetische Komponenten einen Einfluss auf die Intimgesundheit und können zu unterschiedlichen Beschwerden führen. Wichtig ist, dass entsprechende Erkrankungen, die nachweislich einen Einfluss auf die Intimflora haben können, rechtzeitig ärztlich diagnostiziert und behandelt werden.

4 Tipps zum Erhalt einer gesunden Scheidenflora

Achten Sie auf eine gesunde Intimhygiene

Weniger ist mehr! Verwenden Sie Waschlotionen, die auf den pH-Wert des Intimbereiches angepasst sind sowie einen atmungsaktiven Wäscheschutz. Die Wäsche sollte aus hautfreundlichen Materialien bestehen und nicht einengen. Weiterhin gilt, dass Sie auf Intimdeos verzichten und nach dem Toilettengang von vorne nach hinten, aber nicht von hinten nach vorne wischen sollten.

4 Tipps zum Erhalt einer gesunden Scheidenflora

Trinken Sie ausreichend und halten Sie sich warm

Nach dem Sport tut eine heiße Dusche gut und die Wäsche sollte unbedingt gewechselt werden. Frauen, die häufig zu Blasenentzündungen neigen, sollten viel trinken, um einer Entzündung erst gar keine Chance zu geben. Halten Sie sich stets warm und achten Sie ebenfalls auf warme, trockene Füße.

Tipps & Hausmittel für den Aufbau einer gesunden Scheidenflora

Gleichgewicht nach Antibiotika wiederherstellen

Eine gesunde Scheidenflora kann nicht nur vor direkten Scheideninfektionen schützen, auch hat sie Auswirkungen auf die gesamte Intimflora. So kann eine gestörte Scheidenflora und mit ihr ein erhöhter vaginaler pH-Wert, zu vermehrtem Auftreten von Blasenentzündungen führen. Diese werden wiederum häufig mit Antibiotika behandelt, was folglich zu einer weiteren Schwächung der Scheidenflora führen kann.

Mit der Verwendung schützender Laktobazillen können Sie die Intimflora im Gleichgewicht halten und auch wiederkehrenden Blasenentzündungen vorbeugen.

Der medizinische Fortschritt hat durch bessere Hygienestandards und wirksame Behandlungen, wie den Einsatz von Antibiotika, die Gesundheitsversorgung stark verbessert. Dieser Text beleuchtet historische Entwicklungen in der Frauengesundheit und betont die Bedeutung eines bewussten Umgangs mit Antibiotika zur Vermeidung von Resistenzen sowie den Schutz der Gesundheit durch Probiotika.

Die Scheidenflora während der Schwangerschaft

Mit der Schwangerschaft einhergehend kommt es zu Veränderungen des Hormonhaushaltes, die sich auch auf die Scheidenflora auswirken können. Hinzu kommt die veränderte Immunlage. Besonders in der Frühschwangerschaft ist ein ausgewogenes Scheidenmilieu hilfreich. Die Wahrscheinlichkeit, die ersten sensiblen Wochen zu überstehen, erhöht sich mit einer stabilen und gesunden Scheidenflora. Ein konstanter pH-Wert ist dabei besonders aussagekräftig. So wurde damals das Frühgeburten-Vermeidungsprogramm von Prof. Saling ins Leben gerufen, um die Frühgeburtenrate maßgeblich zu senken.

Mit dem Vagiflor® pH-Test ist diese einfache Maßnahme zum Glück für alle Schwangeren bedenkenlos zu jeder Tages- und Nachtzeit zu Hause durchführbar. Mögliche Schwankungen können so rechtzeitig bemerkt werden. Durch Rücksprache mit dem Frauenarzt können weitere Untersuchungen vorgezogen und mögliche Infektionen frühestmöglich entdeckt werden. Zwar wird der pH-Wert auch bei den regelmäßigen gynäkologischen Untersuchungen während der Schwangerschaft untersucht, doch zwischen den Arztterminen ermöglicht der pH-Wert-Test für zu Hause eine engmaschige Kontrolle. Während der Schwangerschaft wird empfohlen, den vaginalen pH-Wert zwei mal pro Woche zu messen. Es spricht auch nichts dagegen, die Messung häufiger durchzuführen. Dies ist vor allem dann zu empfehlen, wenn Sie bereits in einer Schwangerschaft unter Infektionen der Scheide gelitten haben oder zu Frühgeburten neigen.

In der Schwangerschaft stellt eine intakte und abwehrstarke Intimflora den größten Schutz für das ungeborene Baby und den Schwangerschaftsverlauf dar. Untersuchungen bestätigen einen Zusammenhang zwischen dem Vorliegen einer bakteriellen Vaginose und dem Auftreten verschiedener Komplikationen während der Schwangerschaft. Umso wichtiger ist das rechtzeitige Erkennen und eine geeignete Behandlung der BV bereits bei Kinderwunsch und zu Beginn der Schwangerschaft.

3 Fragen an

Janette Harazin, Hebamme

1. Frage: Wieso ist das Messen des vaginalen pH-Wertes in der Schwangerschaft so wichtig?

„Der vaginale pH-Wert und ein saures Scheidenmilieu sind für die Schwangerschaft ausgesprochen wichtig. Diese Werte werden normalerweise auch beim Frauenarzt gemessen, häufig ohne, dass die Schwangere das mitbekommt. Ich persönlich halte nichts davon, ständig etwas in die Scheide einzuführen, das hat immer Potenzial, auch mögliche Erreger einzubringen. Doch es gibt auch Möglichkeiten, den pH-Wert auf sanftere Weise zu messen, beispielsweise mit dem vaginalen pH Test von Vagiflor. So haben Schwangere ihren pH-Wert im Auge und können das Scheidenmilieu mit entsprechenden Präparaten ansäuern, falls erforderlich.“

2. Frage: Messen alle deine Klientinnen den pH-Wert regelmäßig oder stellst du öfter fest, dass die Relevanz des pH-Wertes nicht allen Frauen bewusst ist?

„Schon Prof. Saling hatte 1991 mit dem Frühgeburtenvermeidungsprogramm darüber aufgeklärt, wie wichtig es ist, den vaginalen pH-Wert regelmäßig zu messen, um so Mutter und Kind zu schützen. Trotzdem wird viel zu wenig über dieses Thema gesprochen.“

3. Frage: Welche Dinge hindern Frauen daran, den pH-Wert regelmäßig zu messen?

„Es gibt natürlich Frauen mit positivem Körpergefühl und einer unbesorgten Schwangerschaft, die die Notwendigkeit nicht sehen oder gar nicht über dieses Thema aufgeklärt wurden. In vielen Fällen denke ich, ist es die Unwissenheit.“

Der vaginale pH-Wert sollte zwischen 3,8 und 4,4 liegen, also im sauren Bereich. Ob das bei ihnen der Fall ist, können werdende Mütter z.B. ganz einfach mit einem Selbsttest ermitteln. Zeigt sich dann, dass der vaginale pH-Wert bei 4,5 oder darüber liegt, kann das dafür sprechen, dass die Scheidenflora aus dem Gleichgewicht geraten ist. Um Komplikationen vorzubeugen, sollten Schwangere derartige Veränderungen zeitnah mit ihrer Frauenärztin oder ihrem Frauenarzt besprechen und abklären lassen.

Folgen einer gestörten Intimflora

Sobald der vaginale pH-Wert steigt, haben es Krankheitserreger leichter, sich zu vermehren. Der Anteil schützender Laktobazillen nimmt ab, so dass Infektionen leichter entstehen können. Verantwortlich dafür ist häufig ein Zusammentreffen mehrerer Faktoren. Denn in einem gewissen Rahmen sind Bakterien und Pilze Bestandteil der Vaginalflora der Frau, ohne einen Krankheitswert zu haben. Eine geschwächte Immunlage, chronische Erkrankungen oder auch Stress können sich negativ auf die Intimflora auswirken und zu einer Mischflora und zu Infektionen des Intimbereiches führen.

Was versteht man unter einer Mischflora?

Die Vaginalflora ist stark an den Einfluss der Eierstockhormone und dem Vorhandensein einer ausgeglichenen Laktobazillus-Flora gebunden. Eine Mischflora der erwachsenen Frau im gebärfähigen Alter ist in diesem Zusammenhang durch den Rückgang dieser schützenden Laktobazillen und einer Zunahme an unerwünschten Bakterien gekennzeichnet. Der vaginale pH-Wert ist ebenfalls erhöht.

Das Anfangsstadium der bakteriellen Vaginose kann durch eine sogenannte Mischflora gekennzeichnet sein. In dieser frühen Phase des Ungleichgewichtes der Vaginalflora kann mit Laktobazillen und ansäuernden Präparaten noch ein Umschwung erreicht werden.4

Überblick der beiden häufigsten gynäkologischen Infektionen

ErkrankungHäufigkeitSymptomeHinweis
Bakterielle Vaginoseam häufigstengrau-weißlicher Ausfluss, unangenehmer Geruch, erhöhter pH-Wert (> 4,5)Bei der bakteriellen Vaginose handelt es sich nicht um eine Infektion im klassischen Sinn, sondern um ein Ungleichgewicht der physiologischen Scheidenflora. Dabei werden schützende Laktobazillen zugunsten schädlicher Erreger verdrängt. Ein erhöhter vaginaler pH-Wert ist ein typisches Symptom.
Scheidenpilzam zweithäufigstenQuälender Juckreiz, Rötung und Schwellung des Intimbereiches, weißlicher und krümeliger Ausfluss (geruchlos)Auch wenn Juckreiz das führende Symptom einer Scheidenpilzinfektion ist, sollten die Beschwerden ärztlich abgeklärt werden. Denn neben der Pilzinfektion kommt es häufig zu Mischinfektionen, die eine zusätzliche Behandlung erfordern. Der vaginale pH-Wert der Scheide liegt trotz Scheidenpilz meist im normalen Bereich zwischen 3,8 und 4,4.
Überblick der beiden häufigsten gynäkologischen Infektionen. Quelle: Institut für Mikroökologie.

Zu den Hauptsymptomen einer bakteriellen Vaginose gehören ein vermehrter, dünnflüssiger Scheidenausfluss, ein erhöhter vaginaler pH-Wert und ein unangenehmer, fischiger Intimgeruch. Warum diese Symptome immer ärztlich abgeklärt werden sollten und die sogenannten Amsel-Kriterien und der Nugent Score relevant für die Diagnose sind, erfahren Sie im folgenden Beitrag.

Wie genau Scheidenpilz diagnostiziert wird, warum die bekannten Symptome überhaupt entstehen und weitere Anzeichen für eine Pilzinfektion, all das verraten wir Ihnen im weiterführenden Ratgeber.

Zusammenhang zwischen Darmflora und Scheidenflora

Die physiologische Scheidenflora besteht vorwiegend aus einer Vielzahl unterschiedlicher Milchsäurebakterien, die den vaginalen pH-Wert im sauren Bereich halten und so die gesamte Intimregion schützen sollen. Bei der Frau liegen anatomisch bedingt Vagina und Analregion dicht beieinander. Bei einer gestörten Scheidenflora können sich Erreger aus der Analregion leichter ausbreiten und zu Beschwerden, wie beispielsweise einer Blasenentzündung, führen. Daher wird oft auf die richtige Reinigung und Wischtechnik nach dem Toilettengang hingewiesen.

Außerdem befinden sich rund 80 Prozent unseres Immunsystems in unserem Darm. Ein gesundes und abwehrstarkes Immunsystem ist also in jedem Fall wünschenswert und kann sich positiv auf unsere gesamte Intimgesundheit auswirken. Probiotika können unsere Darmgesundheit fördern und auf diese Weise unser Immunsystem unterstützen.

So geht zum Beispiel die Scheidenpilzinfektion mit einer Schwächung des Immunsystems einher, ebenso sollen allergisch und entzündliche Komponenten beteiligt sein. Um unseren Körper ganzheitlich zu unterstützen, setzten daher viele auf eine antientzündliche Ernährung. Dabei soll auf Süßigkeiten, Weizenprodukte und Fleisch (insbesondere Schweinefleisch aufgrund seiner entzündungsfördernden Substanzen) weitestgehend verzichtet werden. Auch ein Zuviel an Bauchfett kann sich durch eine entzündungsfördernde Hormonproduktion negativ auswirken. Mit einer antientzündlichen Ernährungsweise und Sport lassen sich Entzündungen wirksam vorbeugen. Empfehlenswerte Lebensmittel sind frisches Gemüse, Rohkost, Omega-3-Fettsäuren & Nüsse sowie Ingwer und Kurkuma.6

Interview mit dem Biologen Jesse Brandes zum gesunden und widerstandsfähigen Scheidenmilieu

Wir freuen uns sehr, Sie bei uns begrüßen zu dürfen! Sie sind Biologe und können uns so manche Fragen und Zusammenhänge ein wenig genauer erklären.

Moin moin, wie man hier im Norden zu sagen pflegt.

Ich habe Biologie in Oldenburg studiert, mit den Schwerpunkten Neurobiologie und Biochemie. Zusätzlich habe ich eine Ausbildung zum biologisch-technischen-Assistenten (BTA) abgeschlossen. Im Laufe meiner Ausbildung habe ich einen Abstecher, durch ein Praktikum in einer Pathologie, in den medizinischen Bereich gewagt. Die nahe Arbeit am Menschen und die damit verbundene Diagnostik hat mich dann auch zu meinem momentanen Beruf gebracht.

Ich arbeite in einem medizinischen Labor, in der mikrobiologischen Abteilung, die sich ebenfalls auch mit der Molekularbiologie beschäftigt (also der Forschung im gentechnischen Bereich). Dort untersuchen wir verschiedenste Materialien, wie z.B. Abstriche, Urine und Stuhlproben auf ihre mikrobielle Zusammensetzung und helfen in der Diagnostik bakteriell bedingter Erkrankungen. Schon immer fand ich das Feld der Biologie sehr spannend. Speziell die Wechselwirkung zwischen Bakterien und dem menschlichen Körper sind, wenn man sie in ihren Grundzügen erforscht und versteht, atemberaubend.

Die Wichtigkeit schützender Milchsäurebakterien in der Frauengesundheit rückt immer mehr in den Vordergrund und ist Bestandteil klinischer Untersuchungen. Warum ist das Ihrer Meinung nach so?

Ein Verständnis für die Wichtigkeit des Mikrobioms (also der Bakterien im menschlichen Körper) ist noch gar nicht allzu lange in der Wissenschaft verbreitet. Aktuell wird sehr viel Forschung in diesem Bereich betrieben, um genau zu verstehen, was für Funktionen all die Bakterien in uns erfüllen und welche Krankheitsbilder entstehen, wenn genau diese fehlen. Das liegt denke ich daran, dass nach der Entdeckung der Bakterien diese immer in Zusammenhang mit Pathogenität (Schädigung/Krankmachung) gebracht wurden, und nicht erforscht war, dass eine Vielzahl der Bakterien apathogen (also unschädlich) für den Menschen waren, wenn sie genau dort in der Menge vorkommen, wo sie in einer gesunden Flora zu finden sind. Dazu zählen z.B. auch die Bakterien, die das vaginale Milieu aufrechterhalten und für eine gesunde Vaginalflora sorgen. Eine Vielzahl verschiedener Laktobazillen (Milchsäurebakterien) wurden erstmals von dem Frauenarzt Albert Döderlein beschrieben, der ihnen die Eigenschaft zuschrieb Milchsäureproduzenten zu sein, die für ein saures Milieu in der Vaginalflora sorgen, welches ein Wachstum pathogener Keime verhindert. Aufgrund der Wichtigkeit der bedeutsamen Arten von Laktobazillen in der Vaginalflora, kann die Untersuchung des vaginalen Bioms helfen und bietet ein Indiz für bestimmte Erkrankungen.

Wurde den Laktobazillen früher schlicht zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet?

Die Laktobazillen hatten wirtschaftlich früh an Aufmerksamkeit gewonnen. So wurden sie anfangs unbewusst und später bewusst für die Produktion von z.B. Käse, Joghurt, Sauerkraut uvm. eingesetzt. Allerdings wurde ihnen erst spät die Wichtigkeit in der Darm- und Vaginalflora zugeschrieben. Inzwischen ist ihr positives Beitragen erkannt und es wird immer mehr in den medizinischen Bereichen geforscht, um Krankheiten wie Laktoseintoleranz oder Vaginose zu behandeln.

Jetzt hört und liest man überall von Milchsäurebakterien und reiner Milchsäure. Worin besteht genau der Unterschied?

„Die Milchsäurebakterien betreiben einen besonderen Stoffwechsel, bei dem sie Einfachzucker, wie z.B. Glukose in Milchsäure umwandeln. Wie der Name vermuten lässt, handelt es sich um eine Säure, die für einen sauren pH-Wert sorgt. Somit sind die Milchsäurebakterien, diejenigen, die das wichtige Endprodukt (Milchsäure) produzieren. Die Milchsäure ist lediglich das Endprodukt.“

Inwieweit unterscheiden sich lebende Milchsäurebakterien, die über einen längeren Zeitraum gekühlt werden müssen und solche, die keiner Kühlung bedürfen?

Lebende Milchsäurebakterien sind in gekühlter Form „inaktiviert“. Das heißt, dass sie sich in einem Zustand befinden, in dem sie einen minimalen Stoffwechsel betreiben, der unter anderen Umständen wieder auf Normalzustand hochgefahren wird, ähnlich wie ein Winterschlaf, sodass sie im richtigen Umfeld unter höheren Temperaturen (z.B. Körpertemperatur) sofort mit der Umsetzung von Zucker zu Milchsäure beginnen und für eine Änderung des pH-Werts sorgen. Ungekühlte Präparate sind durch andere Techniken, wie z.B. der Lyophilisierung (Gefriertrocknung) zu einer inaktivierten Form gebracht worden, in denen die Bakterien nicht absterben. Sie sind dennoch sehr anfällig gegenüber Feuchtigkeit und müssen vernünftig isoliert und verpackt werden, oder besondere Hüllen müssen das Produkt schützen. Im feuchten Umfeld benötigen die Bakterien dann einen gewissen Zeitraum um „aktiviert“ zu werden und mit dem Stoffwechsel zur Herstellung von Milchsäure zu beginnen.

Viele Kundinnen bevorzugen die Anwendung schützender Milchsäurebakterien, da sie ohnehin Bestandteil der physiologischen Scheidenflora sind. Wann wäre denn die Verwendung von Milchsäurebakterien sinnvoll und wann reicht die reine Milchsäure aus?

Milchsäurebakterien sind sensibel gegenüber den meisten Breitbandantibiotika und werden nach Einnahme größtenteils zerstört. Dies kann dazu führen, dass das saure Milieu der Scheidenflora aus dem Gleichgewicht gerät und der pH-Wert steigt. Die Vaginalflora wird alkalischer. Es können sich Bakterien ansiedeln, die im stark sauren Milieu nicht wachsen würden, nun aber ein physiologisch optimales Milieu vorfinden und dort pathogen wirken.

Wird mit einem deutlich potenteren Antibiotikum behandelt, wird ein Langzeitpräparat eingenommen, oder aber die Scheidenflora ist häufiger im Ungleichgewicht, ist die Einnahme von Milchsäurebakterien weitaus hilfreicher als die Verwendung reiner Milchsäure. Ist die natürliche Scheidenflora ansonsten intakt, so reicht eine prophylaktische Behandlung mit reiner Milchsäure aus.

Sie regt die Bildung schützender Milchsäurebakterien an und fördert auf diese Weise eine gesunde Intimflora. In beiden Fällen ist positiv, dass man dem Körper nichts Fremdes zuführt, sondern ihm beim Aufbau seines Mikrobioms hilft, bzw. körpereigene Substanzen zuführt.

Wieso können Milchsäurebakterien, die sich in der Scheidenflora befinden, auch vor Blasenentzündungen schützen? Können Sie uns bitte kurz den Zusammenhang erklären?

„Da bei einer Frau der Urogenitaltrakt (Harn-/Genitaltrakt) nicht deutlich voneinander getrennt ist, wirkt eine gesunde Scheidenflora als erste Barriere für pathogene Bakterien, die im Harntrakt eine Blasenentzündung auslösen können. Passieren diese Bakterien nicht die Scheidenflora, die durch ihr saures Milieu für eine Vielzahl an Bakterien ungeeignet ist, so gelangen sie auch nicht zur Blase vor. Das saure Milieu wird von Milchsäurebakterien produziert.“

Was versteht man unter Mikroben?

Das Wort Mikrobe wird auch synonym für Mikroorganismen oder Kleinstlebewesen benutzt. Dazu zählen grob gesagt alle Lebewesen, die wir mit dem bloßen Auge nicht erkennen können. Dazu zählen Bakterien, aber auch Pilze und Mikroalgen. Der fachliche Bereich der sich mit den Mikroben beschäftigt ist die Mikrobiologie.

Dürfen Sie uns verraten, woran Sie gerade arbeiten?

„Zurzeit arbeitet unser Labor sehr stark daran eine umfassende Corona Diagnostik anzubieten. Auch für uns ist das Arbeiten am Corona-Virus neu, und die Diagnostik über molekularbiologische Verfahren ist sehr zeitaufwändig und verbraucht viele Ressourcen. Ich bin zurzeit komplett in der Molekularbiologie eingespannt und werde bis auf weiteres auch in diesem Bereich arbeiten. Natürlich werfe ich auch jeden Tag ein Auge auf meine Nährböden und Bakterien und freue mich, wenn auch hier wieder Arbeitskraft reinfließen kann.“

Stand: 09/2024

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Autorin
Stephanie Nitsch

Fachredaktion Healthcare
Pharmareferentin nach § 75 Arzneimittelgesetz, Medizinprodukteberater nach § 31 MPG / § 83 MPDG, Examinierte Krankenschwester.

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Geprüft von
Dipl. Chemikerin Mariola Matura

Chief Scientific Officer
Chief Scientific Officer, Qualified Person §15 AMG, Universitätslehrgang „Pharmazeutisches Qualitätsmanagement“

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