Mangel an Milchsäurebakterien

Milchsäurebakterien (Laktobazillen) sorgen von Natur aus für einen sauren vaginalen pH-Wert, der es anderen Mikroorganismen schwer macht, sich zu vermehren. Durch eine Antibiotika-Therapie oder eine falsche Intimhygiene kann es jedoch zu einem Mangel an Laktobazillen kommen und krankmachende Erreger können sich leichter vermehren.

  • Ursachen: Hormonelle Gründe, falsche oder übertriebene Intimhygiene, Antibiotikaeinnahme, Dysbiose der Scheidenflora (bakterielle Vaginose).
  • Symptome & Folgen: Erhöhter vaginaler pH-Wert, bakterielle Vaginose, häufig wiederkehrende Blasenentzündungen, Scheidentrockenheit und Wundsein, Scheidenpilzinfektion nach einer Antibiotikabehandlung, Komplikationen in der Schwangerschaft.
  • Behandlung: Vorbeugung durch regelmäßige Messung des vaginalen pH-Wertes, Verwendung schützender Laktobazillen, angepasste Intimpflege, nach den Wechseljahren ggf. feuchtigkeitsregulierende Pflege und hormonhaltige Cremes.

Mangel an Milchsäurebakterien – Ursachen, Symptome & Behandlung

Die Veränderungen, die der weibliche Körper im Laufe des Lebens erfährt, beeinflussen auch die vaginale Flora. Hormonelle Umstellungen durch Schwangerschaft oder Menopause, die Einnahme bestimmter Verhütungsmittel und Medikamente, aber auch Immun- oder Stoffwechselerkrankungen können zu einem Mangel an Milchsäurebakterien (Laktobazillen) führen, der sich negativ auf die Abwehrkräfte des Intimbereiches auswirken kann. Milchsäurebakterien, auch Laktobazillen oder Döderlein-Bakterien genannt, spielen eine entscheidende Rolle beim Erhalt einer gesunden und abwehrstarken Scheidenflora.

Anhand der gebildeten Milchsäure, welche die Laktobazillen mithilfe des Hormons Östrogen aus Glykogen gewinnen, wird der vaginale pH-Wert im sauren Bereich (3,8 bis 4,4) gehalten und so die Intimregion vor Infektionen geschützt. Zudem bilden Milchsäurebakterien Stoffe wie Wasserstoffperoxid und Bakteriocine, die antibakteriell wirken. Das saure Scheidenmilieu erschwert vielen Erregern die Ansiedlung und Vermehrung.

Durch den Einsatz schützender Milchsäurebakterien kann einem Ungleichgewicht des natürlichen Scheidenmilieus vorgebeugt werden. Sind ausreichend Laktobazillen vorhanden, so bieten diese nicht nur einen Schutz vor Scheideninfektionen, sondern auch vor der Entstehung unangenehmer Blasenentzündungen.

Ursachen für einen Laktobazillen-Mangel

Bei einem steigenden pH-Wert kommt das Milieu ins Ungleichgewicht – in der Folge kann es leichter zu Infektionen kommen. Aufgrund der anatomischen Nähe ist von einem instabilen Scheidenmilieu auch der Urogenital-Trakt betroffen, sodass insbesondere bei jungen Frauen und Frauen nach der Menopause häufiger Harnwegsinfektionen entstehen. Auch die Einnahme bestimmter Medikamente, wie beispielsweise Antibiotika, können die Intimflora beeinträchtigen und führen bei Frauen im Anschluss häufig zu einer Scheidenpilzinfektion.

Auch kann mit einer falschen Intimhygiene ungewollt das natürliche Mikrobiom geschwächt werden. Das zu häufige Reinigen der Scheide, vor allem mit parfümierten oder anderweitig chemischen Shampoos, Spülungen, Lotionen usw. zerstört das natürliche Scheidenmilieu. Dadurch kann es zum Anstieg des vaginalen pH-Wertes kommen, wodurch sich Krankheitserreger leichter vermehren. Unterwäsche aus luftundurchlässigen Stoffen, vor allem Kunstfasern, kann zu einem feuchten Klima beitragen. Pilze fühlen sich in dieser Umgebung besonders wohl. Weiterhin können sich Bakterien auf diese Weise wunderbar vermehren und so zu Scheideninfektionen führen. Übrigens: auch zu enge Kleidung kann ein feucht-warmes Klima begünstigen, da sie Schweißbildung fördert und es zu einem Wärmestau kommen kann.

Das Erkrankungsbild der bakteriellen Vaginose führt zu einer Dysbiose des Scheidenmilieus. Die genauen Ursachen sind noch nicht abschließend geklärt. In diesem Fall werden die schützenden Laktobazillen durch pathogene (krankmachende) Erreger verdrängt und es entsteht ein Ungleichgewicht des physiologischen Scheidenmilieus. Zu den Risikofaktoren zählen u.a. immunologische und genetische Faktoren, Rauchen und Stress.

Die Rolle der Östrogene

Das Hormon Östrogen übernimmt im weiblichen Körper vielfältige Aufgaben und wird zum Großteil von den Eierstöcken gebildet. Unter dem Einfluss von Östrogen wandeln schützende Laktobazillen das in der Vaginalschleimhaut befindliche Glykogen zu Milchsäure um. Diese schützt die Intimregion vor Krankheitserregern, indem das physiologische Scheidenmilieu im sauren Bereich – pH-Wert um 4 – gehalten wird. Die Östrogenproduktion unterliegt natürlichen Schwankungen und ist zyklusabhängig. Während der Periode, sowie kurz danach, ist die Anzahl der Laktobazillen am geringsten. Dementsprechend ist die Scheide zu dieser Zeit auch besonders anfällig für Infektionen. Andere Ursachen für Schwankungen im Östrogenhaushalt sind zum Beispiel eine Schwangerschaft oder die Wechseljahre, bei der es zu einem natürlichen Rückgang der Östrogenproduktion und der Anzahl an Laktobazillen kommt. Häufig entsteht dann eine sogenannte Atrophie (Verdünnung des Gewebes), die mit einer Scheidentrockenheit einhergehen und die Lebensqualität der Frau stark beeinträchtigen kann.

Ursachen für ein geschwächtes Scheidenmilieu im Überblick:

Symptome & Folgen bei zu wenig Milchsäurebakterien in der Scheidenflora

Die Zusammensetzung der Laktobazillenflora variiert von Frau zu Frau. Je vielfältiger der Anteil schützender Laktobazillen, desto besser soll auch die Intimflora vor möglichen Erkrankungen oder Infektionen geschützt sein. Dementsprechend kann das gehäufte oder chronifizierte Auftreten von Intimbeschwerden einen Hinweis auf einen Mangel an Milchsäurebakterien geben. Zu den häufig spürbaren Symptomen zählen Juckreiz im Intimbereich, Rötungen, Brennen und Schwellungen der Vagina, sowie ein unangenehm riechender und/oder farblich bzw. in der Konsistenz veränderter Ausfluss.

Ein veränderter Ausfluss kann auch einen erfreulichen Hintergrund haben, nämlich eine Schwangerschaft. Zudem ist die Veränderung des gesunden Weißflusses, wie Scheidenausfluss auch genannt wird, normaler Bestandteil des Zyklus und kann in Form von Zervixschleim auch interessante Erkenntnisse zur Fruchtbarkeit bzw. einer beginnenden Schwangerschaft liefern. Das Fehlen schützender Milchsäurebakterien und dauerhaft erhöhte vaginale pH-Werte können hingegen Infektionen begünstigen und zu verschiedenen Komplikationen in der Schwangerschaft führen. Daher sollte die Vaginalflora bereits bei Kinderwunsch reich an schützenden Laktobazillen sein, die das Scheidenmilieu im Gleichgewicht halten.

Wiederkehrende Blasenentzündungen können ebenfalls auf Störungen der Intimflora hinweisen. Harnwegsinfekte entstehen in den meisten Fällen durch E.coli, einem Darmbakterium. Die unangenehmen Symptome einer Blasenentzündung wie häufiger Harndrang und Brennen beim Wasserlassen entstehen häufig, sobald das Immunsystem geschwächt ist und die Schleimhäute nicht widerstandsfähig gegenüber Infektionen sind. Das Fehlen schützender Milchsäurebakterien macht demnach den gesamten Intimbereich anfälliger für Infektionen.

Bei Frauen sinkt der Anteil der Laktobazillen ebenfalls, sobald die Östrogenproduktion mit Beginn der Menopause nachlässt. Das ist ganz natürlich und betrifft alle Frauen. Ein Gefühl von Scheidentrockenheit und Wundsein kann diese Veränderungen begleiten.

Symptome bei einem Laktobazillen-Mangel in der Übersicht:

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Mehr als 60 % der Befragten wissen zwar, dass der vaginale pH-Wert idealerweise zwischen 3,8 und 4,4, also im sauren Bereich liegen sollte. Aber nur wenige Frauen überprüfen selbst regelmäßig, ob das bei ihnen tatsächlich der Fall ist. Dabei kann genau diese Selfcare-Praxis insbesondere werdende Mütter vor möglichen Komplikationen schützen.

Bakterielle Vaginose verdrängt schützende Laktobazillen

Schauen wir uns die Dysbiose (Ungleichgewicht), die bei einer bakteriellen Vaginose entsteht, etwas genauer an: In diesem Fall werden die „guten“ Milchsäurebakterien verdrängt und Bakterien wie Gardnerella vaginalis können somit die Oberhand übernehmen. Ein weiteres Merkmal der bakteriellen Vaginose ist ein erhöhter vaginaler pH-Wert, der wiederum die Ausbreitung pathogener (krankmachender) Erreger fördert. Die genaue Diagnose stellt der Frauenarzt und die Behandlung erfolgt leitliniengerecht mittels Antibiotika.

Mediziner haben herausgefunden, dass die Heilungsergebnisse durch die parallele Gabe schützender Laktobazillen verbessert werden – und ebenso die hohe Rückfallquote gesenkt werden kann. Denn mit einem hohen Anteil schützender Döderlein-Bakterien kann das natürliche Scheidenmilieu leichter ins Gleichgewicht zurückgebracht und langfristig gehalten werden. Die Scheidenflora wird nachweislich vor einem erneuten Ungleichgewicht geschützt. Milchsäurebakterien können zum Beispiel als Vaginalzäpfchen zugeführt werden.1

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Milchsäurebakterien für Erhalt & Wiederherstellung einer gesunden Scheidenflora. Vaginalzäpfchen mit Milchsäurebakterien stärken ein geschwächtes Scheidenmilieu und stabilisieren den pH-Wert, dank Laktobazillen (L. acidophilus).

In der Schwangerschaft stellt eine intakte und abwehrstarke Intimflora den größten Schutz für das ungeborene Baby und den Schwangerschaftsverlauf dar. Untersuchungen bestätigen einen Zusammenhang zwischen dem Vorliegen einer bakteriellen Vaginose und dem Auftreten verschiedener Komplikationen während der Schwangerschaft. Umso wichtiger ist das rechtzeitige Erkennen und eine geeignete Behandlung der BV bereits bei Kinderwunsch und zu Beginn der Schwangerschaft.

Vaginalzäpfchen stärken die Scheidenflora und stellen die Balance wieder her

Zeigen sich Symptome für zu wenig Milchsäurebakterien in der Scheide, so kann mit der Verwendung entsprechender Vaginalzäpfchen das Scheidenmilieu wiederaufgebaut und weiteren Beschwerden vorgebeugt werden. Milchsäurebakterien sind für die Gesundheit der Intimflora unersetzlich, da sie den Säuregrad der vaginalen Flora bestimmen. Das saure Milieu der Scheide bewirkt, dass sich Krankheitserreger dort schlechter einnisten und vermehren können. Vagiflor® Vaginalzäpfchen mit natürlichen Milchsäurebakterien bringen die hilfreichen Laktobazillen genau dorthin, wo sie gebraucht werden.

Sollte infolge einer Antibiotikaeinnahme eine Pilzinfektion der Scheide auftreten, ist zunächst eine sichere und effektive Antipilzbehandlung notwendig. Der Wirkstoff Clotrimazol bekämpft dabei verlässlich das Wachstum der Hefepilze. Im Anschluss kann die Verwendung von Laktobazillen empfohlen werden, um das durch das Antibiotikum geschwächte Scheidenmilieu wiederaufzubauen und widerstandsfähiger vor erneuten Infektionen zu machen.

Schützende Laktobazillen wirken nicht nur in der Scheide, sie stabilisieren den gesamten Intimbereich, sodass es Krankheitserreger generell schwerer haben, sich anzusiedeln und beispielsweise die Harnblase zu befallen.2

Zur Linderung der Beschwerden in den Wechseljahren haben sich eine feuchtigkeitsregulierende Pflege und die Verwendung von Laktobazillen bewährt. In Rücksprache mit dem Frauenarzt kann eine lokal aufgetragene Hormoncreme hilfreich sein.3

Grundsätzlich unterliegt der Säuregrad des Scheidenmilieus zyklischen Schwankungen. Die regelmäßige und selbständige Kontrolle des vaginalen pH-Wertes ermöglicht es Ihnen, Unregelmäßigkeiten frühzeitig festzustellen und entsprechend zu reagieren. Das ist insbesondere in der Schwangerschaft wichtig, weshalb hier regelmäßig der vaginale pH-Wert durch den Frauenarzt gemessen wird. Ebenso kann es ratsam sein, den pH-Wert während der Schwangerschaft auch selbst im Blick zu behalten, indem man ihn zweimal pro Woche mit einem pH-Wert Selbsttest zu Hause testet. Bei Veränderungen können Sie sich rechtzeitig an Ihren Frauenarzt wenden und möglichen Komplikationen vorbeugen. Wie Sie die Scheidenflora zusätzlich stärken und aufbauen können, verraten wir in unserem Ratgeber.

Zur Bestimmung des vaginalen pH-Wertes zur frühzeitigen Diagnose einer gestörten Vaginalflora.

Weitere Tipps für eine gesunde Intimflora

4 Tipps zum Erhalt einer gesunden Scheidenflora

Bleiben Sie im Gleichgewicht

Wohlbefinden und ein Leben in Balance wirkt sich ebenso auf unsere Intimgesundheit aus. So ist Stress ein erwiesener Risikofaktor, der Beschwerden des Intimbereiches begünstigen kann. Leben Sie bewusst und gönnen Sie sich Auszeiten vom stressigen Alltag – für ein Leben im Gleichgewicht.

4 Tipps zum Erhalt einer gesunden Scheidenflora

Stärken Sie Ihr Immunsystem

Chronische Erkrankungen schwächen das Immunsystem und können auf diese Weise auch die Intimgesundheit nachteilig beeinflussen. Auch haben entzündliche, allergische oder genetische Komponenten einen Einfluss auf die Intimgesundheit und können zu unterschiedlichen Beschwerden führen. Wichtig ist, dass entsprechende Erkrankungen, die nachweislich einen Einfluss auf die Intimflora haben können, rechtzeitig ärztlich diagnostiziert und behandelt werden.

4 Tipps zum Erhalt einer gesunden Scheidenflora

Achten Sie auf eine gesunde Intimhygiene

Weniger ist mehr! Verwenden Sie Waschlotionen, die auf den pH-Wert des Intimbereiches angepasst sind sowie einen atmungsaktiven Wäscheschutz. Die Wäsche sollte aus hautfreundlichen Materialien bestehen und nicht einengen. Weiterhin gilt, dass Sie auf Intimdeos verzichten und nach dem Toilettengang von vorne nach hinten, aber nicht von hinten nach vorne wischen sollten.

4 Tipps zum Erhalt einer gesunden Scheidenflora

Trinken Sie ausreichend und halten Sie sich warm

Nach dem Sport tut eine heiße Dusche gut und die Wäsche sollte unbedingt gewechselt werden. Frauen, die häufig zu Blasenentzündungen neigen, sollten viel trinken, um einer Entzündung erst gar keine Chance zu geben. Halten Sie sich stets warm und achten Sie ebenfalls auf warme, trockene Füße.

Stand: 07/2024

Autorin
Stephanie Nitsch

Fachredaktion Healthcare
Pharmareferentin nach § 75 Arzneimittelgesetz, Medizinprodukteberater nach § 31 MPG / § 83 MPDG, Examinierte Krankenschwester.

Alle Beiträge ansehen
Geprüft von
Dipl. Chemikerin Mariola Matura

Chief Scientific Officer
Chief Scientific Officer, Qualified Person §15 AMG, Universitätslehrgang „Pharmazeutisches Qualitätsmanagement“

Alle Beiträge ansehen