Endometriose: die unterschätzte Volkskrankheit
Endometriose ist eine Erkrankung, die viele Frauen betrifft, jedoch oft unerkannt bleibt oder deren Diagnose sich über Jahre hinzieht. In unserem Artikel widmen wir uns diesem wichtigen Thema. Wir beleuchten, was Endometriose genau ist, welche Symptome auftreten können und warum diese Erkrankung so schwer zu diagnostizieren ist. Darüber hinaus gehen wir auf die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten ein und diskutieren, welche Rolle der Darm, die Lunge oder eine Schwangerschaft spielen können. Besonders im Fokus steht die Frage, inwiefern Endometriose für einen unerfüllten Kinderwunsch verantwortlich sein kann.
- Hohe Dunkelziffer von Frauen betroffen
- Was ist Endometriose eigentlich?
- Zyklusabhängige Schmerzen & Krämpfe als erstes Anzeichen
- In welchem Alter tritt eine Endometriose auf?
- Wo kommen Endometrioseherde besonders häufig vor?
- Wie wird eine Endometriose diagnostiziert?
- Alle möglichen Symptome und Beschwerden der Endometriose
- Behandlung und Prognose der Endometriose
- Kinderwunsch, Schwangerschaft und Endometriose
Wissenswertes über Endometriose:
Diese Erkrankung begleitet viele Frauen, oft, ohne dass sie das selbst wissen.
- Definition: Unter einer Endometriose versteht man die Ansiedelung von Gebärmutterschleimhaut- ähnlichen Zellen außerhalb der eigentlichen Gebärmutterhöhle.
- Symptome & Diagnose: Die Symptome sind sehr vielfältig und werden daher oft erst nach Jahren mit einer Endometriose in Verbindung gebracht. Viele Frauen berichten von starken Schmerzen während der Regelblutung. Häufig führt eine ungewollte Kinderlosigkeit zur genauen Abklärung und folglich zur Diagnose einer Endometriose.
- Ursachen: Das Auftreten einer Endometriose steht im engen Verhältnis zum Östrogenspiegel der Frau. Eine erbliche Veranlagung sowie das Immunsystem der Frau sollen eine Endometriose begünstigen.
- Behandlung: Zur Behandlung einer Endometriose kommen verschiedene Therapieformen in Betracht. Schmerzmittel, Hormonpräparate oder eine Operation – die gewählte Therapie richtet sich nach dem Beschwerdebild und den Wünschen (Kinderwunsch) der Frau.
Hohe Dunkelziffer von Frauen betroffen
Die Dunkelziffer, der an Endometriose erkrankten Frauen ist hoch – entweder haben betroffene Patientinnen keine bzw. kaum Beschwerden oder falls doch, wird die Diagnose im Durchschnitt erst nach 7 Jahren gestellt.1 Aber warum ist dies so schwierig und woran leiden die Frauen eigentlich genau? Welche Symptome können auftreten und welche Rolle spielen Darm, Lunge oder eine Schwangerschaft? Kann die Endometriose für einen unerfüllten Kinderwunsch verantwortlich sein? Im Folgenden wollen wir uns das Krankheitsbild der Endometriose einmal genauer ansehen.
Was ist Endometriose eigentlich?
Die Bezeichnung Endometriose wurde durch den amerikanischen Gynäkologen John Albertson Sampson (* 17. August 1873; † 23. Dezember 1946) geprägt und hat sich bis heute etabliert.2 Die älteste Beschreibung dieses Krankheitsbildes lässt sich bereits auf das Jahr 1690 datieren.1 Die Endometriose ist eine in der Regel gutartig verlaufende, chronische Erkrankung. Obwohl sie bei den meisten Patientinnen erst spät erkannt wird, zählt sie zu den häufigsten Erkrankungen in der Frauenheilkunde. In der Medizin werden verschiedene Formen unterschieden, die unterschiedlich tief in das Gewebe hineinwachsen können. Zur Ursache der Endometriose gibt es verschiedene Theorien, wahrscheinlich bedingt ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren die Entstehung einer Endometriose. Im Vordergrund werden zurzeit hormonelle und immunologische Faktoren sowie eine erbliche Veranlagung diskutiert.
Zyklusabhängige Schmerzen & Krämpfe als erstes Anzeichen
Die Gebärmutterhöhle wird von einer kleinen Schleimschicht ausgekleidet, die in der Regel während der Monatsblutung ausgeschieden und erneuert wird. Bei der Endometriose wächst endometriumartiges Gewebe auch an anderen Stellen – beispielsweise in den Eierstöcken, im Eileiter, an der Harnblase oder am Darm – generell kann sich das Gewebe in jeder Körperregion ansiedeln, in seltenen Fällen sogar in der Lunge. Diese Endometrioseherde verhalten sich dabei genauso wie die Gebärmutterschleimhaut, sie bauen sich also zyklusabhängig auf– und wieder ab.
Diese eigentlich gutartigen Endometriosewucherungen (Endometrium = Gebärmutterschleimhaut) wachsen und bluten also analog zum weiblichen Zyklus und begünstigen die Bildung von Zysten, Verklebungen oder Verwachsungen – im schlimmsten Fall können Organe geschädigt werden. Schmerzen, die zyklusabhängig auftreten, können erste Hinweise geben.
Eine Endometriose kann jedoch auch ohne Beschwerden bestehen, die möglichen Symptome sind ausgesprochen vielfältig und werden oftmals mit anderen Krankheitsbildern in Verbindung gebracht. Eine Endometriose kann zu Unfruchtbarkeit führen und so für eine ungewollte Kinderlosigkeit verantwortlich sein.
In welchem Alter tritt eine Endometriose auf?
Da das Auftreten einer Endometriose eng mit dem Östrogenhaushalt der Frau verbunden ist, tritt diese am ehesten im gebärfähigen Alter auf. Nur in Einzelfällen wurde die Erkrankung vor der Pubertät festgestellt. Mit dem Beginn der Wechseljahre ist die Endometriose in der Regel rückläufig. Häufig werden weiterführende Untersuchungen bei ungewollter Kinderlosigkeit veranlasst und im Rahmen der Fertilitätsdiagnostik eine Endometriose festgestellt.
Wo kommen Endometrioseherde besonders häufig vor?
Endometrioseherde kommen an bestimmten Stellen vermehrt vor, sie können dem Gewebe oberflächlich aufliegen oder tief in dieses hineinwachsen. Besonders häufig betroffen sind die Sacrouterinbänder mit 60 Prozent sowie die Ovarien (Eierstöcke) mit 52 Prozent.3
Weitere typische Stellen für die Ansammlung von Gebärmutter außerhalb der Gebärmutterhöhle sind vor allem:
- an den Eierstöcken (Schokoladenzyste), Eileiter, Gebärmutterwand, Muttermund und Scheide
- an den Sacrouterinbändern
- am Bauchfell (Peritoneum)
- im Douglas Raum (taschenförmige Aussackung des Bauchfells und tiefster Punkt der Bauchhöhle)
Auch im Bauchraum kann sich die Endometriose verbreiten an folgenden Stellen entstehen:
- Beckenwände
- am/innerhalb von Darm und Blase
Als Adenomyosis wird das Vorhandensein von Endometriumzellen innerhalb der Muskulatur der Gebärmutter bezeichnet.
Mögliche Endometrioseherde, die zu unterschiedlichen Beschwerden führen können
Wie wird eine Endometriose diagnostiziert?
Zur Diagnosestellung werden unterschiedliche Untersuchungsmethoden zu Rate gezogen. Einer der wichtigsten Punkte ist der Anamnesebogen (= Befragung zur Kranken- und Familiengeschichte).
Auch wenn noch nicht ganz bekannt ist, wodurch oder warum sich diese Herde bilden, ist ein Zusammenhang mit der Genetik nicht von der Hand zu weisen.
Gynäkologen tasten im Verlauf der Diagnosestellung verschiedene Regionen nach Auffälligkeiten ab. Neben den Scheidenwänden und des Muttermundes gehört auch der Enddarm dazu. Danach wird via Ultraschall nach möglichen Veränderungen gesucht, die Aufschluss geben können. Gebärmutter, Eierstöcke aber auch die Nieren lassen sich durch eine sogenannte Sonografie kontrollieren.
In manchen Fällen können eine Darm-/Blasenspiegelung nötig sein, um kleine Geschwülste im Inneren erkennen zu können. Denn die häufig auftretenden, oberflächlichen Endometrioseherde werden per Tastuntersuchung und Ultraschall häufig übersehen. Endometrioseherde, die sich beispielsweise am Darm oder auf dem Bauchfell befinden, lassen sich mit einer MRT (Magnetresonanztomographie) feststellen. Genaue Ergebnisse bietet letztlich erst die Laparoskopie. Bei der Bauchspiegelung können Endometrioseherde erkannt und gleich entfernt werden. Der histologische Befund bestätigt dann die Diagnose einer Endometriose.
Diagnostik der Endometriose im Überblick:
- Anamnese (Krankengeschichte der Patientin)
- Gynäkologische Untersuchung mittels Spekulums und Tastuntersuchung
- Vaginale Ultraschalluntersuchung auf mögliche Veränderungen (Eierstockzysten)
- Ultraschalluntersuchung der Nieren
- Weiterführende Untersuchungen wie Blutuntersuchung, Magen- und Darmspiegelung, Magnetresonanztomographie
- Laparoskopie (Bauchspiegelung zur Entfernung der Endometrioseherde und gesicherte Diagnose durch Histologie)
Symptome und Beschwerden der Endometriose
Die Beschwerden einer Endometriose sind ausgesprochen vielfältig und die Erkrankung wird daher auch als Chamäleon der Frauenheilkunde bezeichnet. Je nachdem, wo sich die Endometrioseherde befinden, können unterschiedliche Symptome entstehen. Eins der häufigsten Merkmale ist eine schmerzhafte Regelblutung. Jedoch werden Beschwerden, die sich während der Regelblutung bemerkbar machen, oft als diese hingenommen. Auch Beschwerden, die im regelmäßigen Zusammenhang mit der Periode auftreten, können einen Hinweis bieten. Viele Frauen finden sich mit einer schmerzhaften Regelblutung ab und versuchen diese Tage im Monat zu überstehen, oft müssen Schmerzmittel eingenommen werden. Unspezifische Merkmale werden häufig erst spät mit einer Endometriose in Verbindung gebracht.
Auch kann eine Frau an Endometriose erkrankt sein, ohne dass Krankheitszeichen entstehen. Die Ausprägung der Beschwerden lässt jedoch keine Rückschlüsse auf das Ausmaß der Erkrankung zu. Bis eine sichere Diagnose gestellt wird, ist der Leidensweg der betroffenen Frauen oft lang, es vergehen viele Jahre. Die unterschiedlichen Symptome, die mit dieser chronischen Erkrankung einhergehen können, werden häufig nicht auf eine Endometriose zurückgeführt. So können Endometrioseherde, die sich am Darm befinden, zum Beispiel zu einer erschwerten Stuhlentleerung führen. Die Liste der Erkrankungen die vorrangig auf Beschwerden des Magen-Darm-Traktes zurückgeführt werden, ist lang. Therapeutische Maßnahmen und Empfehlungen sind entsprechend vielseitig, ohne den erhofften Erfolg zu bringen.
Wie sich eine Endometriose bemerkbar machen kann:
- starke bis sehr starke, meist krampfartige Schmerzen während der Periode
- verstärkte Monatsblutung teilweise mit Zwischenblutungen; Menstruationsstörungen und Unregelmäßigkeiten bei der Blutung
- entsprechende Veränderungen des Blutbildes aufgrund verlängerter und/ oder verstärkter Regelblutung (Eisenmangelanämie)
- wiederkehrende Schmerzen im Unterbauch, besonders in der zweiten Hälfte des Monatszyklus
- Schmerzen oder Blutungen beim Wasserlassen oder Stuhlgang; Reizdarm und/oder -blase
- Blähbauch (auch Endo-Belly genannt), Durchfall oder Verstopfung, Übelkeit und Erbrechen
- Schmerzen bei gynäkologischen Untersuchungen sowie beim oder nach dem Geschlechtsverkehr
- starke (oft chronische) Bauch- und/oder Rückenschmerzen, die in andere Körperregionen ausstrahlen können (z.B. Beine) und nach der Monatsblutung kurzzeitig besser werden
- Tendenz zur Risikoschwangerschaft
- Unfruchtbarkeit
- Meistens ist der Bauch- und Beckenbereich betroffen, aber die Gebärmutterschleimhaut kann prinzipiell in jeder Körperregion entstehen – so kann es auch zu zyklischen Schulterschmerzen kommen oder in sehr seltenen Fällen zu wiederkehrendem Bluthusten, wenn die Lunge betroffen ist
- Fatigue-Syndrom (= körperliche und geistige Erschöpfung, die über das Maß einer normalen Müdigkeit hinausgeht und den Alltag stark beeinflusst)
- Außerdem unspezifische Symptome wie Schwindelgefühle, Migräne, vermehrtes Auftreten von Immunreaktionen wie Allergien oder Unverträglichkeiten, evtl. erhöhter Herzschlag
Gut zu wissen:
Aufgrund der vielfältigen Symptome wird die Endometriose auch als „Chamäleon der Gynäkologie“ bezeichnet.
Leider gibt es keine eindeutigen oder charakteristischen Symptome bei Endometriose. Viele Anzeichen treten auch bei anderen Krankheitsbildern auf, sodass die Endometriose oft sehr spät erkannt wird. Meistens wird sie zufällig bei unerfülltem Kinderwunsch entdeckt, denn bei 40 bis 60 Prozent der Frauen steckt eine Endometriose hinter dem Ausbleiben einer Schwangerschaft.4 Lediglich die Beziehung zur Periode lässt Rückschlüsse zu: Die Beschwerden werden während des Zyklus immer stärker, bis sie ihren Höhepunkt etwa zwei bis drei Tage vor dem Einsetzen der Monatsblutung haben und meist dann wieder abnehmen. Liegen allerdings Verwachsungen mit dem umliegenden Gewebe vor, können die Schmerzen langanhaltend oder chronisch werden.
Behandlung und Prognose der Endometriose
So vielfältig das Krankheitsbild ist, so unterschiedlich können auch die Therapieoptionen sein – die richtige Behandlungsmethode erfolgt individuell, je nach Beschwerdebild, in Rücksprache mit dem Arzt. Auch richtet sich die Behandlung danach, in welcher Lebensphase sich die Frau befindet und ob beispielsweise noch Kinderwunsch besteht. Hierbei sollten Frauenarzt, Allgemeinmedizin, Facharzt (je nach Körperstelle Orthopäde, Proktologe etc.) sowie ggf. eine Endometriose-/Schmerzklinik eng zusammenarbeiten. Außerdem muss das Bewusstsein für die Krankheit gestärkt werden, denn eine Endometriose ist leider nicht heilbar. Die Beschwerden lassen sich zwar lindern, aber selbst nach einer Operation kommt es bei vielen Frauen zur Bildung neuer Gewebeherde.4 Nach der Menopause bildet sich die Endometriose und die mit ihr einhergehenden Beschwerden in der Regel wieder zurück.
Wie kann die Endometriose behandelt werden?
Die Endometriose ist eine chronische Erkrankung, mit verschiedenen Therapieoptionen lassen sich Endometrioseherde jedoch operativ entfernen, in ihrem Wachstum hemmen oder Beschwerden lindern. Die Behandlung der Endometriose basiert auf drei Säulen, dazu zählen die Schmerzbekämpfung, die hormonelle und die operative Therapie.
Die einzelnen Maßnahmen im Überblick:
- Schmerzmittel oder krampflösende Mittel
Eine längere Einnahme von Schmerzmitteln kann den Körper sehr belasten, sodass die Einnahmedauer so kurz wie möglich gehalten werden sollte. Bei sehr starken oder chronischen Schmerzen empfiehlt sich ein Gang in die Schmerzklinik. Neben der medikamentösen Therapie werden dort Nervenblockaden oder alternative Verfahren wie Akupunktur, TENS, Laser-Therapie und Biofeedback durchgeführt. - Die Hormontherapie
Bestehend aus oraler („Pille“) und nicht-oraler Kontrazeption (z.B. „Ring“) als Östrogen-/Progesteron-Kombination
Durch die Hormoneinnahme können sich Endometrioseherde zurückbilden und die Beschwerden abgeschwächt werden. Vor allem Frauen mit starker Endometriose profitieren von einer konsequenten Pilleneinnahme ohne Pause. Durch die hohen Nebenwirkungen der Pille sollte das Nutzen-/Risiko durch einen erfahrenen Endometriose-Arzt abgeklärt werden.
Nicht orale Hormonpräparate als Ring, Pflaster, Spritze etc. zeigen in der Therapie ähnliche Erfolge wie ihre oralen Kollegen. - Gestagen-Monopräparate
Hiermit ist die Behandlung generell auch möglich, aber aufgrund der Neigung zu Zwischen- und Schmierblutungen oftmals nicht Mittel der Wahl. Anders sieht es hier bei der lokalen Gestagen-Wirkung aus („Hormonspirale“) – gerade bei Endometrioseherden an der Gebärmutter, den -bändern oder im direkt umliegenden Gewebe ist der Einsatz sehr effektiv. Durch die geringere systemische Aufnahme fallen auch die Nebenwirkungen geringer aus. - GnRH-Agonisten (z.B. Leuprorelinacetat oder Goserelinacetat)
Diese Medikamente blockieren Teile der zentralen Hormonsteuerung im Gehirn, wodurch der Körper in eine „künstliche, temporäre Menopause“ versetzt wird. Zwar zählen diese Medikamente zu den wirksamsten bei der Bekämpfung von Endometriosebeschwerden, allerdings treten bei den Patientinnen anschließend den Wechseljahren entsprechende Nebenwirkungen auf (beispielsweise Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen, Kopfschmerzen oder auch Knochenmineralverlust). Diese Medikamente werden nur selten verordnet, meist nur bei sehr starken Beschwerden in Kombination mit einer Endometrioseoperation und/oder als Vorbereitung auf eine künstliche Befruchtung. - Operationen
Die schonendste operative Eingriffsmethode ist die Bauchspiegelung („Laparoskopie“) – der stationäre Krankenhausaufenthalt und die Dauer bis zur vollständigen Genesung sind sehr kurz und die Schmerzen in der Regel gering. Ist eine Operation nötig, ist diese Methode anderen vorzuziehen. Je nachdem wie tief die Wucherungen eingewachsen sind, können größere Eingriffe notwendig sein. - Alternative Heilmethoden
Neben den aufgeführten Behandlungsmethoden können naturheilkundliche Therapieansätze ergänzend eingesetzt werden. Hierzu zählen beispielsweise die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) oder Phytotherapie (Pflanzenheilkunde), Akupunktur, Osteopathie, Wärmebehandlungen oder Massagen sowie Yoga und Entspannungsübungen. Auch Bewegung und Sport sowie eine gesunde Lebensweise beeinflussen die Patientinnen positiv.
Die Endometriose und ihre Auswirkungen auf die Psyche
Endometriose-Patienten haben neben starken Schmerzen oftmals auch psychisch zu leiden. Die Lebensqualität kann stark beeinträchtigt sein. Der lange Kampf bis zur Diagnose-Findung, Unverständnis im privaten Umfeld, Fehltage auf der Arbeit und noch vieles Weitere zehren an den Nerven. Insbesondere kann ein unerfüllter Kinderwunsch sehr belastend sein. Die Zusammenarbeit mit Psychotherapeuten, Psychiatern und Selbsthilfegruppen kann vielen Patientinnen helfen.
Ursachen und Vorbeugung der Endometriose
Die Ursachen der Endometriose sind noch nicht abschließend geklärt. Neben unterschiedlichen Theorien wird heute von einem Zusammenspiel mehrerer Faktoren ausgegangen. Vorrangig sind dies genetische, hormonelle und immunologische Komponenten. Zwei weitere Entstehungstheorien werden im Folgenden kurz vorgestellt:
- Die Transplantationstheorie
Bei der sogenannten Transplantationstheorie geht man davon aus, dass Menstruationsblut zurückläuft und sich auf diese Weise Endometriumzellen an anderen Stellen ansiedeln. - Die Metaplasie-Theorie
Bei der Metaplasie-Theorie fördern beispielsweise Hormone wie das Östrogen die Entstehung der Endometriosezellen aus Stammzellen.
Eine Endometriose kommt etwa bei 8 – 15 Prozent der Mädchen bzw. Frauen im gebärfähigen Alter vor (Dunkelziffer nicht mitgerechnet).4 Unentdeckt kann sich die Krankheit bis zur Menopause verstärken, danach gehen die Beschwerden in der Regel stetig zurück bzw. verschwinden ganz. Eine Endometriose entsteht in der Regel in Abhängigkeit von den weiblichen Sexualhormonen (Östrogenen). So ist ihr Vorkommen ohne diese extrem selten und mit dem Eintritt der Wechseljahre meist rückläufig.5 Zwar sind die Ursachen einer Endometrioseerkrankung noch nicht vollständig erforscht, aber es gibt klare Tendenzen: - Genetik
In Familien, in der bereits Endometriose vorkam, scheint die Wahrscheinlichkeit daran zu erkranken, höher zu sein als bei Patienten ohne entsprechende Anamnese. - Hormonsystem
Endometrioseherde wachsen unter Einfluss der weiblichen Hormone der Frau (Östrogen und Gestagen), so dass eine Zyklusregulierung mit Hilfe von Hormonen hilfreich sein kann. - Immunsystem
Normalerweise sorgt das Immunsystem dafür, dass jede Körperzelle seiner Arbeit an dem Ort und in dem Ausmaß nachgeht, wie es soll. Ist unser Abwehrsystem nun gestört, kann dies zu Problemen, wie die Ansiedlung von Endometrioseherden, führen. - Ernährung und Lebensstil
- der Verzehr von viel grünem Gemüse und frischen Früchten scheint das Risiko an Endometriose zu erkranken zu senken
- rotes Fleisch scheint das Risiko hingegen zu steigern
- Alkohol und Kaffee scheinen keinen Einfluss zu haben
- ein guter Magnesium- und Eisenspiegel senkt das Risiko stark,
letztere Wert sollte vor Einnahme vom Arzt abgeklärt werden - Sportliche Bewegung steigert nicht nur das Wohlbefinden der Patienten, sondern hat auch einen nachweislich positiven Effekt auf die Endometriose. Leichte Bewegungen, wie Walken oder Fahrrad fahren, reichen hierfür aus. Empfehlenswert ist dreimal wöchentlich für mindestens 20 min.
Eine gesunde und ausgewogene Ernährungsweise wirkt sich auch hier positiv auf Körper und Psyche aus.
- Frauen mit einem eher niedrigen Body-Mass-Index scheinen häufiger an Endometriose zu erkranken als Frauen mit Normalgewicht. Außerdem scheint die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung zu sinken, je älter die Mädchen beim Einsetzen der ersten Periode sind. Wenn die Monatsblutung erst nach dem 14. Lebensjahr einsetzt, ist das Risiko deutlich gesenkt.
- Frauen mit mehreren Kindern und/oder langen Stillzeiten haben ein geringeres Risiko an Endometriose zu erkranken. Häufige Monatsblutungen sowie das vermehrte Auftreten von Zusatzblutungen scheint es wiederrum zu erhöhen.
Kinderwunsch, Schwangerschaft und Endometriose
Endometrioseherde führen oft zu Verwachsungen, Verklebungen oder Zysten. Bei mehr als der Hälfte aller Endometriosepatientinnen kommt es zur ungewollten Kinderlosigkeit.4 Man geht davon aus, dass die Endometrioseherde eine Art Entzündung erzeugen, die die Funktion der Eierstöcke und Eileiter einschränken und auf diese Weise eine Befruchtung oder Einnistung verhindern.6 Hinzu kommen u.a. Autoimmunmechanismen, eine veränderte Qualität der Eizellen und der Gebärmutterschleimhaut, die eine normale Einnistung erschwert.7 Warum genau die Endometriose eine Schwangerschaft so häufig erschwert, auch wenn die Eileiter frei sind, ist laut Dr. med. Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte, noch nicht abschließend geklärt.
Welche Möglichkeiten gibt es, um mit Endometriose schwanger zu werden?
Je nach Ausprägung und wie tief die Endometriose in das betroffene Gewebe eingewachsen ist, hat dies Auswirkungen auf eine geplante Schwangerschaft. Auch die verschiedenen Möglichkeiten der künstlichen Befruchtung werden im Einzelfall abgestimmt. So zeigen neuere Untersuchungen, dass die Rate an Schwangerschaften nach der Entfernung von Endometrioseherden im Darm hoch und bei vielen Paaren sogar auf natürlichem Wege möglich war.8
Bei jungen Frauen, die sich ein Kind wünschen, können fertilitätsprotektive Maßnahmen, wie beispielsweise das Einfrieren von Eizellen, im Vorfeld hilfreich sein. Eine Reduktion der ovariellen Reserve durch chirurgische Eingriffe und eine Schädigung der Eizellen durch die entzündlichen Prozesse könnten so vermieden werden.8
Zwar gilt jede Endometriosepatientin, die ein Kind erwartet, als Risikoschwangere – aber Raucherinnen, sehr dünne oder dicke Damen, Frauen unter 18 oder über 35 Jahren, Patienten mit Bluthochdruck oder Mehrlingsschwangerschaften zählen ebenso dazu. Mit den entsprechenden regelmäßigen Kontrollterminen beim Frauenarzt können sich auch Endometriosepatientinnen ihren Kinderwunsch erfüllen.
Sonderfall Asherman-Syndrom
Das Asherman-Syndrom geht in eine ähnliche Richtung – wird die Gebärmutterschleimhaut während eines operativen Eingriffs zu tief verletzt, bilden sich Narbengewebe und Verwachsungen.
Diese führen dazu, dass sich – ähnlich wie bei einer Endometriose – Eizellen schlechter einnisten und halten können. Solche Eingriffe können beispielsweise Ausschabungen nach Fehlgeburten oder Kaiserschnitten sein. Auch das Asherman-Syndrom erfordert eine genaue Untersuchung, so kann es bei der allgemeinen Ultraschalluntersuchung übersehen werden. Die Behandlungs- und Therapiemöglichkeiten sind hier analog zur Endometriose. Betroffene Frauen sollten sich ebenfalls an erfahrene Spezialisten oder Kliniken wenden. Nicht jeder Endometrioseexperte ist auch ein Fachmann für das Ashermann-Syndrom – umgekehrt meist schon.
Wo kann ich Hilfe finden?
Die Endometriose-Vereinigung bietet unterschiedliche Hilfestellungen für Betroffene und ihren Angehörigen.
Die Broschüre „Eine Endometriose kommt selten allein“ wurde von der Endometriose-Vereinigung Deutschland e.V. für Sie zusammengestellt, um Sie im Kampf gegen die Endometriose und möglicher Begleiterkrankungen zu unterstützen. Sie finden hier die häufig mit einer Endometriose einhergehenden Beschwerden sowie Erfahrungsberichte betroffener Patientinnen.
Wo finde ich ein geeignetes Endometriosezentrum?
Auf der Seite der Stiftung Endometriose- Forschung finden Sie Endometriosezentren in Ihrer Nähe.
Stand: 09/2024
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