Fruchtwasser, Urin oder Ausfluss?
Eine Schwangerschaft ist so einzigartig wie aufregend und bringt viele Fragen und Unsicherheiten mit sich. Eine der brennendsten Fragen, die werdende Mütter oft beschäftigt, ist, wie sie im Ernstfall rechtzeitig bemerken können, ob der Blasensprung eingesetzt hat oder es sich statt um Fruchtwasser nur um Ausfluss oder Urin handelt.
- Was ist der Blasensprung?
- Zusammensetzung & Aufgaben des Fruchtwassers
- Unterscheidung von Fruchtwasser, Urin und Ausfluss
- Fruchtwasseruntersuchungen
- Vorzeitiger Blasensprung: was bedeutet das?
- Risikofaktoren für vorzeitigen Blasensprung
- Handlungsempfehlungen beim Blasensprung
- Mögliche Folgen eines vorzeitigen Blasensprungs
- Interview mit Hebamme Janette Harazin rund um das Thema Blasensprung
Das Wichtigste zum Thema Blasensprung im Überblick:
Der hollywoodtypische plötzliche Blasensprung im American Diner ist eher die Ausnahme als die Regel.
- Blasensprung erkennen: Da ein Blasensprung fast immer den Geburtsbeginn anzeigt und auch auf eine drohende Frühgeburt hinweisen kann, ist es wichtig, ihn rechtzeitig zu erkennen und das Fruchtwasser nicht mit Ausfluss oder Urin zu verwechseln. Ist der Slip plötzlich durchnässt und tritt eine klare, geruchslose Flüssigkeit schwallartig aus, ist es wahrscheinlich soweit. Zum Ende der Schwangerschaft kann das Fruchtwasser auch hellgelb (ähnlich wie heller Honig) sein und eine kleine Menge Käseschmiere (Vernix) enthalten, was auch als Vernixflocken bezeichnet wird
- Unterscheidung von Fruchtwasser, Urin und Ausfluss: Sowohl Fruchtwasser als auch Urin können zunächst klar/durchsichtig sein. Jedoch ist Urin eher gelblich und riecht streng. Außerdem kann man austretendes Fruchtwasser im Gegensatz zu Urin nicht bewusst zurückhalten. Tritt es tröpfchenweise statt schwallartig aus, entleeren Sie ihre Blase. Tritt auch danach noch Flüssigkeit aus, handelt es sich vermutlich um Fruchtwasser und nicht um Urin. Färbt sich der Ausfluss grünlich oder grün, ist das immer ein Warnsignal.
- Diese Faktoren können zu einem vorzeitigen Blasensprung führen: Stress, körperliche Überlastung oder Erkrankungen, aufsteigende Infektionen, Mehrlingsschwangerschaften oder übermäßige Fruchtwassermenge.
- Handlungsempfehlen beim Blasensprung: Was genau bei einem Blasensprung passiert, hängt davon ab, in welcher Schwangerschaftswoche (SSW) er stattfindet. In erster Linie gilt es, Ruhe zu bewahren und Hebamme und/oder Frauenarzt zu kontaktieren. Bei einem Blasensprung vor der 34. SSW werden häufig Medikamente gegeben, um die Wehen zu hemmen und Antibiotika, um Infektionen der Fruchthöhle vorzubeugen. Kortison wird meist bei einem Blasensprung bis zur 36. SSW verabreicht, um die Lungenbildung des Ungeborenen anzuregen.
Was ist der Blasensprung
Während der Schwangerschaft ist das Baby (genauer gesagt: der Fötus) von der Fruchtblase umgeben. Bereits ab der 8 SSW. ist sie in der Regel vollständig ausgebildet. Es handelt sich um einen dünnen, aber festen Membransack, der mit Fruchtwasser gefüllt ist und dafür sorgt, dass der Nachwuchs gut geschützt und sicher heranwachsen kann.
Bei der Geburt muss das Baby somit nicht nur aus der Gebärmutter, sondern auch aus der Fruchtblase heraus. Diese reißt deshalb vor oder während der Geburt ein, und das Fruchtwasser tritt aus. Das nennt man den Blasensprung oder umgangssprachlich auch das Platzen der Fruchtblase. Gebildet wird das Fruchtwasser durch die Eihäute und die Gefäße der Nabelschnur.
Doch das ist nicht alles. Ein vielleicht eher unbekannter Fakt ist, dass das Baby ebenfalls zur Fruchtwassermenge beiträgt, da es einen Kreislauf schließt. Indem das Ungeborene Wasser in der Fruchtblase trinkt und anschließend als Urin wieder ausscheidet, wird das Fruchtwasser ca. alle drei Stunden ausgetauscht. Bereits in der 20. SSW liegt die Fruchtwassermenge schon bei ca. einem halben Liter, bis zur 38. SSW kann sie auf bis zu 1,5 Liter ansteigen.
Da aus der Scheide austretendes Fruchtwasser meist den Geburtsbeginn anzeigt und auch auf eine drohende Frühgeburt hinweisen kann, ist es wichtig, ihn rechtzeitig zu erkennen und das Fruchtwasser nicht mit Ausfluss oder Urin zu verwechseln. Der hollywoodtypische plötzliche Blasensprung im Restaurant ist jedoch keinesfalls Alltag. Häufig setzt der Blasensprung erst ein, wenn die Schwangere sich ohnehin bereits im Kreissaal befindet. Es kann sogar sein, dass er künstlich eingeleitet werden muss.
Spannend zu wissen:
In seltenen Fällen wird ein Baby mit Teilen der Fruchtblase über Kopf und Gesicht oder noch seltener sogar in der intakten Fruchtblase geboren. Früher glaubte man, dass Kindern, die mit einer solchen „Glückshaut“ oder „Glückshaube“ geboren wurden, ein besonderes glückliches Leben bevorstand oder sie spezielle Fähigkeiten hätten.
Zusammensetzung & Aufgaben des Fruchtwassers
Das Fruchtwasser ist entscheidend für die Entwicklung und den Schutz des Fötus. Es enthält unter anderem Kalzium, Eiweiß, Zucker und Spurenelemente, sowie Zellen des Babys.
Jeder dieser Bestandteile hat spezifische Funktionen und trägt auf seine Weise zur gesunden Entwicklung des Kindes bei:
- Kalzium: das Mineral ist entscheidend für den Aufbau von Knochen und Zähnen des Kindes. Es spielt auch eine Rolle bei der Regulierung der Muskelkontraktionen und der Nervenfunktionen.
- Kalium: wichtig für die Herzfunktion und spielt eine Rolle bei der Regulierung des Flüssigkeitshaushalts im Körper des Kindes sowie bei der Muskel- und Nervenfunktion.
- Natrium: Natrium ist entscheidend für die Aufrechterhaltung des osmotischen Gleichgewichts und des Flüssigkeitshaushalts im Körper. Es spielt auch eine Rolle bei der Nervenimpulsübertragung und Muskelkontraktion.
- Eiweiß: Proteine sind die Bausteine des Körpers und essenziell für das Wachstum und die Entwicklung des Kindes. Sie sind notwendig für die Bildung von Zellen, Geweben, Organen und Enzymen.
- Zucker (meist Glukose): Die primäre Energiequelle für das Kind. Es unterstützt das Wachstum und die Energieversorgung des Kindes.
- Spurenelemente (wie Eisen, Zink, Kupfer): Diese sind in kleinen Mengen notwendig, aber essenziell für verschiedene biologische Prozesse. Sie sind wichtig für die Entwicklung des Immunsystems, den Stoffwechsel und die Funktion verschiedener Enzyme.
- Zellen des Kindes: Diese Zellen können verschiedene Informationen über die Gesundheit und Entwicklung des Kindes liefern. Sie werden manchmal für pränatale Tests während der Fruchtwasseruntersuchung (Amniozentese) verwendet, um die Genetik oder andere Gesundheitsaspekte des Kindes zu untersuchen.
Außerdem bietet das Fruchtwasser nicht nur Nährstoffe, sondern schützt das Kind auch mechanisch, indem es Stöße abfedert, und es hilft bei der Regulierung der Temperatur. Dafür sorgen die sogenannten Eihäute. Sie schließen das Fruchtwasser und das Baby in der Fruchtblase ein und bestehen aus drei robusten, widerstandsfähigen Schichten. Deshalb ist Sex während der Schwangerschaft übrigens im Normalfall auch kein Problem.
Das enthaltene Fruchtwasser ermöglicht es dem Kind, sich im Bauch zu bewegen, was für die Muskelentwicklung und das Knochenwachstum wichtig ist. Und nicht nur das. Es trainiert auch die Lungen, da das Kind Fruchtwasser ein- und ausatmet, was die Lungen auf das Atmen nach der Geburt vorbereitet. Ebenso schluckt das Baby Fruchtwasser und scheidet es wieder aus; ein super Training für Magen, Nieren und Blase.
Zudem fungiert es nicht nur als Stoß- sondern auch als eine Art Schalldämpfer. Durch das Fruchtwasser kann erst eine Lautstärke von 90 Dezibel schädlich für einen Fötus sein, wenn diese über einen längeren Zeitraum anhält. Eine solche Lautstärke wird jedoch nicht einmal auf einem Konzert erreicht. Übrigens: ab der 20. SSW ist der Gehörsinn bereit so weit entwickelt, dass es Musik wahrnehmen kann.
Ein weiterer Bestandteil des Fruchtwasser sind Vernixflocken, kleinste Ablösungen der sogenannten Käseschmiere, einer fettreichen Schicht, die das Baby umgibt und seine Haut vor Schädigungen des Fruchtwasser schützt. Fehlen diese Flocken im Fruchtwasser, ist das ein Zeichen für das Ende der Schwangerschaft und die bevorstehende Geburt bzw. einen bevorstehenden Blasensprung. Dann hat sich die Vernix, wie die Käseschmiere auch bezeichnet wird, nämlich aufgelöst und es landen keine Flocken mehr im Fruchtwasser.
Unterscheidung von Fruchtwasser, Urin und Ausfluss
Ein Blasensprung lässt sich recht leicht erkennen, wenn das Fruchtwasser – wie oft in Hollywoodfilmen – in einem plötzlichen Schwall abgeht. Immerhin handelt es sich zum Ende der Schwangerschaft um etwa einen Liter Flüssigkeit. Doch viel häufiger entweicht das Fruchtwasser eher langsam und tröpfelnd.
Wie kann man in so einem Fall Fruchtwasser von Urin oder stärkerem Ausfluss unterscheiden? „Grundsätzlich einmal am Geruch. Fruchtwasser riecht eher neutral bis süßlich. Während beides zunächst klar/durchsichtig sein kann, ist konzentrierter Urin eher gelblich und riecht streng“ erklärt dazu die Hebamme Janette Harazin. Außerdem könne man Fruchtwasser im Gegensatz zu Urin nicht bewusst zurückhalten. Wenn es also nach dem Toilettengang weiter tröpfelt, ist es wahrscheinlich Fruchtwasser. Von Ausfluss unterscheidet sich das Fruchtwasser in Menge und Konsistenz. Es ist dünnflüssiger und deutlich mehr.
Gelb, grün, braun oder rosa?
Ausfluss – was Farbe und Konsistenz verraten
Jede Frau zwischen Pubertät und Wechseljahren kennt Scheidenausfluss, medizinisch auch Fluor vaginalis oder Fluor genitalis genannt. Die Absonderung von Sekret aus der Vagina ist etwas ganz Normales und in der Regel kein Krankheitszeichen.
Es gibt zudem einen kleinen Hebammen-Trick: Legen Sie sich hin, während Ihr Becken durch ein Kissen leicht erhöht ist. So bleiben Sie für 30 bis 60 Minuten liegen. Kommen in dieser Position keine Tröpfchen mehr heraus, sondern erst wieder, wenn Sie aufstehen, handelt es sich bei den Tröpfchen mit hoher Wahrscheinlichkeit um Fruchtwasser.
Auch hilfreich zur Unterscheidung: pH-Wert Messung
Eine weitere Möglichkeit, Fruchtwasser von Ausfluss oder Urin zu unterscheiden, ist eine pH-Wert-Messung mit einem Teststreifen aus der Apotheke. Denn die Flüssigkeiten unterscheiden sich deutlich in ihrem Säuregrad: „Fruchtwasser hat einen pH-Wert über 6,5, der pH-Wert von Urin liegt darunter bei 5 bis 6“, klärt Harazin auf. Bei normalem Scheidenausfluss liegt der pH-Wert noch einmal deutlich tiefer, zwischen 3,8 und 4,4.
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Warum Fruchtwasseruntersuchungen wichtig sind
Das Fruchtwasser enthält wichtige Nährstoffe, dient dem Baby zum Training wichtiger Körperfunktionen und Bewegungen und schützt es zusätzlich vor Stößen und lauten Geräuschen. Somit gibt es auch Hinweise zum Gesundheitszustand des Babys. Sowohl zu wenig als auch zu viel Fruchtwasser kann zu Problemen führen.
Bei einer routinemäßigen gynäkologischen Untersuchung überprüfen die Ärzte via Ultraschall auch die Fruchtwassermenge. Ist dabei zu wenig Fruchtwasser vorhanden kann es sein, dass das Ungeborene nicht optimal durch die Plazenta versorgt wird. Zudem kann es sein, dass das Fruchtwasser grünlich ist, da das Baby auch seinen ersten Stuhlgang (Kindsprech) ins Fruchtwasser abgibt.
Ist zu viel Fruchtwasser vorhanden kann das daran liegen, dass der Fötus am Trinken gehindert wird, zum Beispiel durch Fehlbildungen. Somit ist der Kreislauf gestört und es sammelt sich mehr Fruchtwasser in der Fruchtblase. Weitere Ursachen für zu viel Fruchtwasser können aber auch ein Diabetes, Infektionen wie die Toxoplasmose oder eine Mehrlingsschwangerschaft sein.
Fällt den Gynäkologen während einer Untersuchung wie dem Ersttrimester-Screening auf, dass es Probleme mit der Fruchtwassermenge gibt, kann eine Amniozentese – also eine Fruchtwasseruntersuchung – vorgenommen werden. Denn im Fruchtwasser befinden sich auch Zellen des Babys, die entnommen und untersucht werden können, da sie Informationen zur Genetik und zum allgemeinen Gesundheitszustand liefern können.
Vorzeitiger Blasensprung: was bedeutet das?
In der Regel passiert der Blasensprung unter der Geburt während der Eröffnungswehen. Dann spricht man von einem rechtzeitigen Blasensprung.
Bei etwa acht bis zehn Prozent der Schwangeren, die nahe am Geburtstermin sind (also nach Vollendung der 37. Schwangerschaftswoche), platzt die Fruchtblase schon vor Beginn der Wehen. Dies wird als vorzeitiger Blasensprung am Termin bezeichnet.1 Meist setzen dann in den nächsten 24 Stunden die Wehen ein. Andernfalls wird die Geburt eingeleitet, um aufsteigenden Infektionen vorzubeugen. Denn wenn die Fruchtblase offen ist, können Bakterien eindringen und das Baby gefährden.
In etwa drei Prozent der Fälle kommt es zum frühen vorzeitigen Basensprung vor Ende der 37. Woche.2 Dann wird je nach Schwangerschaftswoche und Reifegrad des Fötus entweder die Geburt eingeleitet, oder die werdende Mutter kommt zur Überwachung ins Krankenhaus. Mit der Gabe von Antibiotika, Kortikosteroiden und eventuell Magnesiumsulfat können dort Infektionen verhindert, die Lungenreifung des Fötus angeregt und Gehirnblutungen vorgebeugt werden.
Welche Faktoren können zu einem vorzeitigen Blasensprung führen?
„Es gibt verschiedene Risikofaktoren wie Stress, körperliche Überlastung oder Erkrankungen. In der Regel sind es jedoch aufsteigende Infektionen, die zu einem vorzeitigen Blasensprung führen“, weiß Hebamme Janette Harazin. Oft ist der Auslöser zum Beispiel eine bakterielle Vaginose, bei der die gesunde Scheidenflora von unerwünschten Keimen verdrängt wird und aus dem Gleichgewicht gerät. Gräulicher Ausfluss und ein fischiger Geruch können Hinweise sein.
Frauen, die rauchen, Mehrlinge erwarten, weniger als ein Jahr nach der letzten Geburt wieder schwanger geworden sind, schon eine Frühgeburt oder eine Gebärmutter-OP hatten oder unter Parodontitis leiden, sind ebenfalls stärker gefährdet.
Handlungsempfehlungen beim Blasensprung: was Sie sofort tun sollten
Die meisten Mütter fiebern der Entbindung entgegen und möchten ihr Baby endlich in den Armen halten. Platzt die Fruchtblase, ist es endlich so weit, denn, gemeinsam mit den Wehen, ist der Blasensprung das untrüglichste Anzeichen der beginnenden Geburt.
Wenn Sie schon in der 38. Woche bis 42. SSW sind, ist das ganz normal. Die Eihäute der Fruchtblase reißen und das Fruchtwasser entweicht. Auch das Zusammenziehen der Gebärmutter (Kontraktionen / Wehen) drückt auf die Fruchtblase, bis es schließlich zum Blasensprung kommt.
Dabei kann es sowohl vor den ersten Wehen, aber auch erst während der Geburt zum Platzen der Fruchtblase kommen. Häufiger ist tatsächlich der Blasensprung während des Geburtsvorgangs, also nachdem die Wehen bereits eingesetzt haben. Teilweise sogar erst kurz bevor das Köpfchen des Babys sichtbar wird. Sogar Geburten ganz ohne Blasensprung kommen in seltenen Fällen vor.
Es kann aber auch sein, dass es zunächst zum Blasensprung, aber noch nicht zu Wehen kommt, was dann auch als frühzeitiger Blasensprung bezeichnet wird. Das ist völlig okay, solange es um den berechneten Geburtstermin herum geschieht (plus/minus zwei Wochen). In der Regel setzen die Wehen dann in den nächsten 24 Stunden nach dem Blasensprung ein.
Egal, ob die Fruchtblase vorzeitig, frühzeitig oder rechtzeitig platzt: sie sollten in jedem Fall sofort Hebamme, Gynäkologen und ggf. eine Klinik kontaktieren, sobald zweifelsfrei Fruchtwasser austritt.
Zunächst müssen wir zwischen vorzeitigem und frühzeitigem Blasensprung unterscheiden:
- Der frühzeitige Blasensprung ist erstmal nicht weiter bedenklich. Er beschreibt das Platzen der Fruchtblase ohne Wehen und ab der 37. SSW. Teilweise wird in diesem Zusammenhang auch von einem vorzeitigen Blasensprung am Termin gesprochen. Baby und Uterus sind also bereit, aber die Kontraktionen der Gebärmutter lassen noch auf sich warten. Solange sie innerhalb von 24 Stunden danach auftreten, ist alles okay. Passiert dies nicht, wissen die Ärzte, was zu tun ist.
- Der vorzeitige Blasensprung tritt ein, wenn die Fruchtblase weit vor dem kalkulierten Geburtstermin platzt. Es drohen Frühgeburt und weitere Komplikationen wie aufsteigende Infektionen, ein vorzeitiges Ablösen der Plazenta oder eine ungünstige Geburtslage für das Baby.
- Ein rechtzeitiger Blasensprung liegt vor, wenn die Fruchtblase während des Geburtsvorgangs platzt. Eine Geburt kann also ohne einen Blasensprung beginnen. Auch, wenn Filme ein gegenteiliges Bild vermitteln, ist das sogar der Normalfall, der auf etwa zwei Drittel der Geburten zutrifft. Es kann sogar notwendig sein, dass Hebammen die Fruchtblase während der Geburt „aufpiksen“ müssen, damit sie platzt. Nämlich dann, wenn der Geburtsvorgang ins Stocken gerät und Mutter und Kind bereits müde und ausgelaugt sind. Das Piksen selbst spüren übrigens weder die Mütter noch das Kind. Doch danach werden die Wehen heftiger, da die Geburt „Fahrt aufnimmt“.
Übrigens:
Wehen können auch schon vor der 38. SSW auftreten, ohne dass daraufhin die Fruchtblase platzt. Dabei handelt es sich um sogenannte Senk- oder Übungswehen.
Aber egal, ob zum Termin oder in einem früheren Stadium der Schwangerschaft: „Wichtig ist es, Ruhe zu bewahren, die Hebamme oder den Frauenarzt zu kontaktieren und sich an deren Anweisungen zu halten“, rät Harazin. Sitzt der Kopf des Babys noch nicht fest im Becken, sollten Sie zur weiteren Untersuchung liegend in die Klinik transportiert werden, um einem Nabelschnurvorfall vorzubeugen. Dafür das Becken möglichst etwas höher lagern, zum Beispiel auf einem Kissen. In der Klinik oder dem Geburtshaus wird dann das weitere Vorgehen besprochen.
Mögliche Maßnahmen hängen insbesondere von der SSW ab
Die Behandlung und Überwachung nach einem vorzeitigen Blasensprung hängen stark vom Stadium der Schwangerschaft ab:
- 34 Wochen oder mehr: In der Regel wird die Entbindung künstlich eingeleitet, wenn die Lunge des Fötus voll ausgebildet ist. Ab der 37. SSW sind normalerweise alle lebenswichtigen Funktionen des Babys, insbesondere die Lunge, einsatzbereit und es handelt sich nicht mehr um eine Frühgeburt.
- Weniger als 34 Wochen: Die Mutter wird im Krankenhaus überwacht, um Anzeichen einer Infektion oder einsetzende Wehen zu erkennen. Bettruhe, enge Überwachung, Antibiotika und manchmal Kortikosteroide zur Anregung der Lungenbildung des Babys sind Teil der Behandlung. Es können auch Medikamente verabreicht werden, um die Wehen zu hemmen und die Geburt hinauszuzögern, um dem Baby noch etwas Zeit zur Entwicklung zu geben. Antibiotika senken derweil das Risiko für Entzündungen der Fruchthöhle, da diese ohne Fruchtblase anfälliger ist und mit ihr auch das Baby.
- Weniger als 32 Wochen: Neben den oben genannten Maßnahmen kann Magnesiumsulfat verabreicht werden, um das Risiko von Gehirnblutungen und Entwicklungsstörungen des Gehirns beim Neugeborenen zu verringern.
Es ist wichtig, dass betroffene Frauen nach dem Platzen der Fruchtblase sofort ihren Arzt oder Geburtshelfer kontaktieren. Die Entscheidung über die weitere Vorgehensweise wird individuell getroffen und berücksichtigt das Wohl von Mutter und Kind.
Mögliche Folgen eines vorzeitigen Blasensprungs
- Infektionsrisiko: Nach dem Blasensprung steigt das Risiko einer Infektion für Mutter und Fötus. Wenn die Wehen nicht innerhalb von 6 bis 12 Stunden einsetzen, erhöht sich dieses Risiko weiter. Symptome einer Infektion können Fieber, starker oder übelriechender Scheidenausfluss und Bauchschmerzen sein.
- Komplikationen bei Frühgeburt: Wenn die Schwangerschaft weniger als 34 Wochen andauert und die Lunge des Fötus noch nicht voll ausgebildet ist, wird die Mutter ins Krankenhaus eingeliefert und sorgfältig überwacht. Sie erhält Kortikosteroide zur Förderung der Lungenreife des Fötus sowie Antibiotika zur Behandlung oder Vorbeugung von Infektionen. Bei einer Schwangerschaftsdauer von weniger als 32 Wochen kann zusätzlich Magnesiumsulfat verabreicht werden, um das Risiko einer Zerebralparese zu reduzieren.
- Weitere Komplikationen: Neben Infektionen können auch Lungenerkrankungen, Blutungen im Gehirn oder im schlimmsten Fall der Tod des Fötus auftreten. Wenn die Fruchtblase sehr früh in der Schwangerschaft platzt (vor 24 Wochen), können Fehlbildungen der Gliedmaßen des Fötus entstehen.
Interview mit Hebamme Janette Harazin rund um das Thema Blasensprung
Wie unterscheidet man Fruchtwasser von Ausfluss und Urin?
„Grundsätzlich einmal am Geruch. Fruchtwasser riecht eher neutral bis leicht süßlich. Während beides zunächst klar bzw. durchsichtig sein kann, ist konzentrierter Urin eher gelblich und riecht streng. Jedoch kann auch Fruchtwasser einen leichten bzw. hellgelben Farbton annehmen. Der Verlust von Fruchtwasser kann tröpfchenweise oder schwallartig erfolgen, man kann ihn im Vergleich zum Urin, jedoch nicht zurückhalten. Falls Sie nach dem Toilettengang – also trotz leerer Blase – immer noch tröpfchenweise Flüssigkeit verlieren, liegt der Verdacht nahe, dass es sich um Fruchtwasser handelt. All diese Anhaltspunkte können dabei helfen, Fruchtwasser von Urin und Ausfluss zu unterscheiden. Wie bei allen Bedanken und gesundheitlichen Fragen in der Schwangerschaft, gilt aber auch hier, dass Sie immer Kontakt mit Ihrer Frauenarztpraxis und Hebamme aufnehmen sollten.“
Kann eine pH-Wert Messung helfen, um Fruchtwasser von Urin und Ausfluss zu unterscheiden?
„Fruchtwasser hat einen pH-Wert über 6,5, der pH-Wert von Urin liegt darunter bei 5 bis 6. Gerade wenn es nicht zu einem schwallartigen, sondern eher einem tröpfchenartigen Ausfluss kommt, kann eine pH-Wert-Messung Sinn ergeben, um so anhand des pH-Wertes einen Indikator zu haben, ob es sich um Urin oder Fruchtwasser handelt. Oft wird oft empfohlen, auf den Geruch zu achten. Fruchtwasser ist in der Regel geruchslos und Urin riecht streng. Jedoch kann es sein, dass der typische Urin-Geruch erst verzögert auftritt. Ein pH-Test kann dann mitunter schneller einen Hinweis darauf liefern, ob es sich um Fruchtwasser handelt.“
Wann spricht man von einem frühzeitigen oder vorzeitigen Blasensprung?
„Ist der Fruchtwasserverlust vorzeitig, also weit vor dem berechneten Geburtstermin, muss das immer ärztlich abgeklärt werden, auch um das Risiko für eine etwaige Frühgeburt einzuschätzen. Ist der Blasensprung hingegen rechtzeitig, setzt also ab der 37. SSW ein, ist es ein körperliches Signal, dass die Geburt beginnt. Zudem muss zwischen einem (echten) vorzeitigen und frühzeitigen Blasensprung unterschieden werden.Von einem frühzeitigen Blasensprung ist die Rede, wenn Baby und Uterus bereit für die Geburt sind, aber noch keine Wehen eingesetzt haben.“
Wie kommt es zu einem vorzeitigen Blasensprung?
„Es gibt verschiedene Risikofaktoren wie Stress, Mehrlingsschwangerschaften, körperliche Überlastung oder Erkrankungen. In der Regel sind es jedoch aufsteigende Infektionen, die zu einem vorzeitigen Blasensprung führen. Eine regelmäßige Messung des pH-Wertes ab der 12. SSW (zwei mal wöchentlich) kann hier dabei helfen, einen zu hohen pH-Wert rechtzeitig zu bemerken.“
Was sollte man bei einem vorzeitigen Blasensprung tun?
„Wichtig ist es, Ruhe zu bewahren und sich an die Angaben der Hebamme oder des Frauenarztes zu halten. Zur weiteren Untersuchung sollte die Schwangere liegend transportiert werden, um einem Nabelschnurvorfall vorzubeugen. Einen kleinen Trick kann man anwenden, um ein schnelles Indiz dafür zu bekommen, ob es sich um Fruchtwasser, oder doch um Urin oder normalen Ausfluss handelt. Die Schwangere sollte sich hinlegen, während Ihr Becken durch ein Kissen leicht erhöht ist. So bleibt sie für 30 bis 60 Minuten liegen. Kommen in dieser Position keine Tröpfchen mehr heraus, sondern erst wieder, wenn Sie aufstehen, handelt es sich bei den Tröpfchen mit hoher Wahrscheinlichkeit um Fruchtwasser. Allerdings kann man natürlich auch sofort in die Klinik fahren, um auf Nummer sicher zu gehen und keine wertvolle Zeit verstreichen zu lassen.“
Wie viel Zeit vergeht in der Regel zwischen Blasensprung und dem Einsetzen der Wehen?
„Ist die Reifung des Babys abgeschlossen, so hat man in der Regel bis zu 24 Stunden Zeit, die Wehen einzuleiten, sollten sie nicht auf natürliche Weise einsetzen. Ein Blasensprung findet dabei lange nicht immer vor den Wehen statt, auch wenn viele Hollywood-Filme hier ein anderes Bild vermitteln. Tatsächlich spricht man in diesem Fall sogar von einem frühzeitigen Blasensprung. Häufiger ist es so, dass der Blasensprung nach den Wehen stattfindet, wenn die Schwangere schon im Krankenhaus ist. Teilweise muss die Fruchtblase sogar punktiert, also während der Geburt künstlich zum Platzen gebracht werden.“
Wozu rätst du, wenn die Wehen 24 Stunden nach dem Blasensprung noch nicht eingesetzt haben?
„In dieser Zeit sollte sich die Schwangere bereits in der Klinik oder einem Geburtshaus befinden, wo dann die nächsten Schritte besprochen werden.“
Ist vorzeitiger Fruchtwasserverlust immer bedenklich?
„Ein vorzeitiger Blasensprung (vor den Wehen) ist immer dann unbedenklich, wenn es in Richtung Geburt gehen darf, also ab der 37. Schwangerschaftswoche. Dann ist der Fruchtwasserverlust ein Zeichen dafür, dass die Geburt beginnt. Bedenklich ist Fruchtwasserverlust immer dann, wenn er vor der 37. SSW auftritt, da es in diesem Fall zu einer Frühgeburt kommen kann.“
Stand: 09/2024
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Neben leichtem Ziehen im Unterleib und der sogenannten Einnistungsblutung kann auch der Zervixschleim kurz vor der Periode Hinweise auf eine erfolgreiche Befruchtung geben.
Quellenangaben
1. Klaus Reisenberger und Herbert Kiss. Die Geburtshife – Vorzeitiger Blasensprung am Termin, Spriner Medizin/e.Medpedia, Publiziert am: 20.07.2023, https://www.springermedizin.de/emedpedia/die-geburtshilfe/vorzeitiger-blasensprung-am-termin?epediaDoi=10.1007%2F978-3-662-44369-9_32
2. Maul H, Kunze M, Berger R. Aktuelles Vorgehen bei frühem vorzeitigem Blasensprung: neue Definitionen? Ist die CRP-Bestimmung sinnvoll? Sind Alternativen in Sicht? [Current approach in preterm prelabor rupture of membranes: new definitions? Is CRP determination useful? Are alternatives in sight?]. Gynakologe. 2021;54(3):186-194. German. doi: 10.1007/s00129-021-04750-3. Epub 2021 Feb 16. PMID: 33612852; PMCID: PMC7884967. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7884967/