Bakterielle Vaginose: Diagnose & Symptome

Eine bakterielle Vaginose kann charakteristische Beschwerden verursachen, bei vielen Frauen verläuft sie jedoch unbemerkt. Auf welche Symptome Frauen achten sollten und wie in einer gynäkologischen Praxis vorgegangen wird, um eine bakterielle Vaginose festzustellen, fasst dieser Abschnitt zusammen.

  • Zu den Hauptsymptomen einer bakteriellen Vaginose gehört ein vermehrter, dünnflüssiger Scheidenausfluss und ein unangenehmer, fischiger Intimgeruch. Weitere Beschwerden wie Brennen, Jucken oder Schmerzen beim Wasserlassen können in einigen Fällen hinzukommen, sind aber eher untypisch.
  • Etwa die Hälfte der betroffenen Frauen entwickelt keine Beschwerden. So können sich im weiteren Verlauf aufsteigende Infektionen im Unterleib entwickeln, die dann zu Schmerzen, Blutungsstörungen und/oder Fieber führen können.
  • Beschwerden, die für eine BV sprechen, sollten möglichst immer ärztlich abgeklärt werden. Insbesondere während einer Schwangerschaft kann eine BV zu Komplikationen führen.
  • Neben einem ausführlichen Anamnese-Gespräch wird die Ärztin oder der Arzt einen Vaginalabstrich abnehmen und im Labor untersuchen lassen. Die sogenannten Amsel-Kriterien oder der Nugent-Score helfen dann bei der Diagnosestellung.
  • Eine klare Diagnose ist entscheidend für die richtige Behandlung und Prävention, insbesondere bei Frauen mit Kinderwunsch oder während der Schwangerschaft.

Wie sich eine bakterielle Vaginose bemerkbar macht

Das Hauptsymptom einer bakteriellen Vaginose ist der vermehrte Scheidenausfluss, der mit einem strengen, fischigen Intimgeruch einhergehen kann, den viele Frauen als sehr belastend erleben. Auch der vaginale pH-Wert ist normalerweise erhöht. Der Scheidenausfluss kann darüber hinaus dünnflüssiger sein als gewöhnlich und eine grau-weiße, leicht milchige Farbe haben. Der unangenehme Geruch entsteht, weil Proteine (Eiweißmoleküle) von bestimmten Bakterien in der Vagina umgewandelt werden.

Zusätzlich können bei einer bakteriellen Vaginose (BV) weitere Symptome auftreten:

Betroffene Frauen können in dieser Situation z.B. mithilfe eines Selbsttests den pH-Wert ihres Scheidenmilieus bestimmen und Veränderungen, die auf ein Ungleichgewicht des Scheidenmilieus hinweisen, ärztlich abklären lassen.

Mehr als 60 % der Befragten wissen zwar, dass der vaginale pH-Wert idealerweise zwischen 3,8 und 4,4, also im sauren Bereich liegen sollte. Aber nur wenige Frauen überprüfen selbst regelmäßig, ob das bei ihnen tatsächlich der Fall ist. Dabei kann genau diese Selfcare-Praxis insbesondere werdende Mütter vor möglichen Komplikationen schützen.

Die Stärke der Beschwerden bei einer BV kann von betroffenen Frauen unterschiedlich wahrgenommen werden. Etwa die Hälfte hat trotz des Nachweises einer bakteriellen Vaginose überhaupt keine Symptome. Manche Betroffene suchen aufgrund von Blutungsstörungen oder Symptomen einer Harnwegsinfektion ärztlichen Rat. Bei Patientinnen mit wiederkehrenden Verläufen oder einer fehlenden Wirksamkeit der eingesetzten Arzneimittel, kann außerdem die Sexualität beeinträchtigt sein, was sich durch nachlassende sexuelle Aktivität, Beziehungsprobleme, eine verminderte Lebensqualität oder sogar Depressionen äußern kann.1

Entwickelt sich eine BV während der Schwangerschaft, kann sie zu vorzeitigen Wehen, einer Verkürzung des Gebärmutterhalses oder einem vorzeitigen Blasensprung führen.1 Es kann daher während der Schwangerschaft sinnvoll sein, den vaginalen pH-Wert regelmäßig, etwa zwei mal pro Woche, zu messen, um insbesondere eine BV, die sonst keinerlei Beschwerden verursacht, frühzeitig zu entdecken und ärztlich behandeln zu lassen. Das ist wichtig, da eine bakterielle Vaginose als ein wichtiger Risikofaktor für Frühgeburten gilt.

In der Schwangerschaft stellt eine intakte und abwehrstarke Intimflora den größten Schutz für das ungeborene Baby und den Schwangerschaftsverlauf dar. Untersuchungen bestätigen einen Zusammenhang zwischen dem Vorliegen einer bakteriellen Vaginose und dem Auftreten verschiedener Komplikationen während der Schwangerschaft. Umso wichtiger ist das rechtzeitige Erkennen und eine geeignete Behandlung der BV bereits bei Kinderwunsch und zu Beginn der Schwangerschaft.

Mögliche Folgen einer bakteriellen Vaginose

Da eine bakterielle Vaginose bei vielen Frauen keinerlei Beschwerden auslöst, können sich infolgedessen unbemerkt weitere aufsteigende Infektionen im Unterleib entwickeln.

Dazu zählen z.B.:

Werden solche Entzündungen nicht ärztlich behandelt, können sie sich auch negativ auf die Fruchtbarkeit auswirken. Zudem können aufsteigende Entzündungen eine Schwangerschaft gefährden. Es kann häufiger zu einem vorzeitigen Blasensprung, vorzeitigen Wehen oder zu einer Frühgeburt kommen.2,3

Frauen sollten daher unbedingt auf die charakteristischen Beschwerden achten, die eine aufsteigende Infektion verursacht:

Derartige Beschwerden sollten auf jeden Fall ärztlich abgeklärt werden, um weitere Komplikationen zu vermeiden und schnellstmöglich eine geeignete Behandlung einzuleiten.

Wie läuft die ärztliche Untersuchung ab?

Frauen, die den Verdacht haben, dass sich bei ihnen eine bakterielle Vaginose entwickelt hat, sollten sich auf jeden Fall an ihren Gynäkologen wenden. Da die bereits weiter oben beschriebenen Symptome bei fast der Hälfte der Frauen gar nicht auftreten und viele Betroffene zudem irrtümlich von einer anderen Erkrankung ausgehen, z.B. von einer Scheidenpilzinfektion, ist es ausgesprochen wichtig, die genaue Ursache abzuklären. Denn die Therapie einer bakteriellen Vaginose unterscheidet sich deutlich von der Behandlung eines Scheidenpilzes. Nur eine klare und sichere Diagnose durch einen Frauenarzt gewährleistet eine nachhaltige und sichere Behandlung.1

Die Anamnese

Gezielte Fragen im Vorgespräch (Anamnese) können dem Arzt bereits helfen, sich ein erstes Bild zu machen und liefern Hinweise darauf, ob möglicherweise eine bakterielle Vaginose oder eine andere Scheideninfektion vorliegt. Vor allem die Antworten auf folgende Fragen sind zur Einschätzung wichtig:

Gut zu wissen: Frauen, die ihren Gynäkologen wechseln, z.B., weil sie in eine andere Stadt ziehen, sollten die neue Praxis über frühere Erkrankungen und Infektionen des Intimbereichs informieren. Idealerweise überreichen Sie zurückliegende Befunde persönlich oder lassen Sie von ihrer alten an die neue Praxis schicken.

Die gynäkologische Untersuchung

Im Anschluss an die Anamnese wird der Frauenarzt die gynäkologische Untersuchung durchführen und einen Vaginalabstrich entnehmen, um eine BV sicher feststellen oder ausschließen zu können. Dafür haben sich in der gynäkologischen Praxis zwei Untersuchungsmethoden bewährt:

Amsel-Kriterien

Die Amsel-Kriterien: Sie wurden 1983 von dem US-Mediziner Richard Amsel sowie seinen Kolleginnen und Kollegen festgelegt.4 Sie wurden in die Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. übernommen und werden bis heute für die Diagnose einer bakteriellen Vaginose, kurz BV, verwendet. Sie liegt dann gesichert vor, sobald drei der vier Amsel-Kriterien auf den untersuchten Abstrich zutreffen.1

Diese lauten:

Nugent-Score

Der Nugent-Score: Abhängig von ihrer Beschaffenheit färben sich Bakterien im Vaginalsekret blau oder rot, wenn sie im Labor mit einem speziellen Farbstoff behandelt werden, die sogenannte Gram-Färbung. Um den Nugent-Score zu berechnen wird unter dem Mikroskop üblicherweise bei 400-facher Vergrößerung ermittelt, wie viele grampositive (blau) und wie viele gramnegative (rot) Bakterien in einem festgelegten Bereich zu erkennen sind. Dieser Bereich wird auch „Gesichtsfeld“ genannt und ist im Allgemeinen 0,1 bis 0,4 Quadratmillimeter (mm2) groß. Die folgenden Tabellen zeigen, welche Werte auf diese Weise in den Nugent-Score einfließen5:

Grampositive Bakterien (z.B. Milchsäurebakterien)Nugent-Score
Mehr als 30 pro Gesichtsfeld0
5 bis 30 pro Gesichtsfeld1
1 bis 4 pro Gesichtsfeld2
Weniger als 1 pro Gesichtsfeld3
Keine in 5 Gesichtsfeldern4
Gramnegative Bakterien (z.B. Gardnerella spp.)Nugent-Score
Mehr als 30 pro Gesichtsfeld4
5 bis 30 pro Gesichtsfeld3
1 bis 4 pro Gesichtsfeld2
Weniger als 1 pro Gesichtsfeld1
Keine in 5 Gesichtsfeldern0
Gramlabile Bakterien (z.B. Mobiluncus mulieris)Nugent-Score
Mehr als 30 pro Gesichtsfeld2
5 bis 30 pro Gesichtsfeld2
1 bis 4 pro Gesichtsfeld1
Weniger als 1 pro Gesichtsfeld1
Keine in 5 Gesichtsfeldern0

Zum Schluss werden die ermittelten Werte zu den einzelnen Bakterien zusammengerechnet und folgendermaßen interpretiert:

Die Differentialdiagnose

Kommt eine Patientin mit einem bestimmten Beschwerdebild in eine gynäkologische Praxis, wird der Arzt nach dem Anamnese-Gespräch (siehe oben) häufig bereits eine Vermutung haben, um welche Erkrankung es sich handeln könnte. Nichtsdestotrotz können einige Symptome, die für eine bakterielle Vaginose sprechen, in sehr ähnlicher Weise auch bei anderen vaginalen Erkrankungen auftreten. Bei der sogenannten Differentialdiagnose geht es also darum, Erkrankungen mit ähnlichem oder nahezu gleichem Beschwerdebild möglichst sicher auszuschließen.

Der Arzt wird bei der Differentialdiagnose vor allem diese drei Erkrankungen im Blick behalten:

Für medizinische Laien ist es recht schwierig, diese Krankheiten zu unterscheiden. Dennoch gibt es einige Unterschiede, auf die auch sie achten können. Patientinnen, die in der Lage sind, solche Beobachtungen zu schildern, können die Suche nach der richtigen Diagnose ein wenig erleichtern. Die folgende Tabelle stellt die wichtigsten Unterschiede zwischen den drei Erkrankungen gegenüber.6

Anhand der folgenden Tabelle werden die Trichomoniasis sowie die Vaginalmykose (Pilzinfektion der Scheide) differentialdiagnostisch mit der bakteriellen Vaginose verglichen:

KrankheitsbildBakterielle VaginoseTrichomonaden-InfektionInfektion mit
Candida-Pilzen
EntstehungsursacheGardnerella- verdrängen Milchsäure-Bakterien in der Scheidenflora und bilden einen BiofilmEinzellige Geißeltierchen (Trichomonas vaginalis) werden beim Sex übertragen.Geschwächtes Immunsystem
Krankheitserregerüberwiegend Gardnerella spp.ParasitHefepilze (überwiegend Candida albicans)
Ausfluss (Menge)mehr als gewöhnlichmehr als gewöhnlichwechselt
Ausfluss (Farbe)grau-weißlichgrünlich, gelblich-braunweiß
Ausfluss (Konsistenz)dünnflüssig, homogenschaumigbröckelig
Intimgeruchunangenehm fischigscharf und unangenehmmeist unverändert, geruchlos
Vaginaler pH-Wert, z.B. bei einem Selbsttest4,5 oder höher4,5 oder höhermeist im Normbereich unter 4,5
Veränderung(en) der Scheidenschleimhautkeine EntzündungsanzeichenGebärmutterhals ist gerötet („Erdbeer-Zervix“)Entzündung der Scheidenschleimhaut möglich
Auffälligkeiten im Vaginalabstrichmit Bakterien übersäte SchleimhautzellenParasiten (Trichomonas vaginalis) und weiße Blutkörperchen (Leukozyten)fadenförmig miteinander verbundene Pilzzellen (Pseudomyzelien) und weiße Blutkörperchen (Leukozyten)
Reaktion des Vaginal-abstrichs auf KalilaugeFischgeruch wird verstärktkeine ReaktionPseudomyzelien werden sichtbar(er)
Gegenüberstellung der BV mit Kolpitiden, modifiziert nach Weisner und Gätje. Quellenangabe: Dissertation Anne Luise Reißhauer

Auch der Arzt kann sich an diesen Unterscheidungsmerkmalen orientieren, um eine bakterielle Vaginose sicher zu diagnostizieren. Steht die Diagnose fest, wird die erforderliche Behandlung gemeinsam mit der Patientin besprochen.

Stand: 07/2024

Weitere Infos zur bakteriellen Vaginose

Bei einer bakteriellen Vaginose gerät die Scheidenflora beziehungsweise das vaginale Mikrobiom aus der Balance: Schützende Milchsäurebakterien werden von anderen Bakterienarten verdrängt. Warum genau es dazu kommt, ist wissenschaftlich bislang nicht eindeutig geklärt. Fest steht aber, dass mehrere Faktoren zusammen kommen müssen, damit eine bakterielle Vaginose entstehen kann.

Eine bakterielle Vaginose (BV) muss mit einem Antibiotikum oder einem Antiseptikum behandelt werden. Medikamente zum Einnehmen und Präparate, die vaginal verabreicht werden, können kombiniert werden. Vaginalzäpfchen mit Milchsäurebakterien können die Behandlung einer BV unterstützen und die Rückfallquote senken.

Weitere Ratgeber zur Intimgesundheit

Für unangenehme Symptome im weiblichen Intimbereich gibt es viele mögliche Ursachen und Risikofaktoren. Oft unterschätzt (oder auch überschätzt) wird dabei die richtige Intimhygiene. So können z. B. Intimdeos oder Scheidenspülungen die sensible Region reizen und das natürliche Scheidenmilieu aus dem Gleichgewicht bringen.

Das physiologische Scheidenmilieu besteht aus verschiedenen Mikroorganismen, die ein gesundes Gleichgewicht aufrechterhalten und krankmachende Keime abwehren. Eine gestörte Scheidenflora äußert sich beispielsweise durch Juckreiz, Brennen oder einen veränderten Ausfluss. Die Verwendung lebender Milchsäurebakterien kann helfen, das Scheidenmilieu wieder aufzubauen und gesund zu halten.

Der vaginale pH-Wert sollte zwischen 3,8 und 4,4 liegen, also im sauren Bereich. Ob das bei ihnen der Fall ist, können werdende Mütter z.B. ganz einfach mit einem Selbsttest ermitteln. Zeigt sich dann, dass der vaginale pH-Wert bei 4,5 oder darüber liegt, kann das dafür sprechen, dass die Scheidenflora aus dem Gleichgewicht geraten ist. Um Komplikationen vorzubeugen, sollten Schwangere derartige Veränderungen zeitnah mit ihrer Frauenärztin oder ihrem Frauenarzt besprechen und abklären lassen.

Autorin
Stephanie Nitsch

Fachredaktion Healthcare
Pharmareferentin nach § 75 Arzneimittelgesetz, Medizinprodukteberater nach § 31 MPG / § 83 MPDG, Examinierte Krankenschwester.

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Geprüft von
Dipl. Chemikerin Mariola Matura

Chief Scientific Officer
Chief Scientific Officer, Qualified Person §15 AMG, Universitätslehrgang „Pharmazeutisches Qualitätsmanagement“

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