Blasenentzündung in der Schwangerschaft
Werdende Mütter neigen häufiger zu Harnwegsinfekten, aus denen sich unbehandelt eine Nierenbeckenentzündung entwickeln kann. Daher sollten Beschwerden, die für eine Blasenentzündung (Zystitis) sprechen, während der Schwangerschaft nach Möglichkeit immer ärztlich abgeklärt und behandelt werden.
Das Wichtigste in Kürze
- Häufigkeit: Harnwegsinfekte, wie die Blasenentzündung, treten während der Schwangerschaft häufiger auf.
- Ursachen: Ursächlich sind anatomische und physiologische Veränderungen der Nieren und der Harnwege, Krankheitserreger können so leichter eindringen und sich vermehren.
- Mögliche Schwangerschaftskomplikationen: Zu den Komplikationen gehören die Nierenbeckenentzündung und mögliche Folgen für die Gesundheit von Mutter und Kind.
- Behandlung bei Schwangeren: Beschwerden in der Schwangerschaft müssen grundsätzlich ärztlich abgeklärt werden. Die Behandlung in der Schwangerschaft erfolgt mit einem für die Schwangerschaft geeigneten Antibiotikum.
- Diagnose bei Schwangeren: Körperliche Untersuchung und Urinkultur zur genauen Bestimmung der Erreger, ggf. Ultraschall bei Fieber und/oder Flankenschmerz.
Warum leiden Schwangere häufiger unter Blasenentzündung?
In der Schwangerschaft treten Harnwegsinfekte sehr häufig auf. Grund dafür ist der veränderte Hormonhaushalt mit einer Weitung der Harnwege. Auch die Muskulatur verändert sich, der Urin verbleibt länger in der Blase. Dadurch können sich Bakterien leichter ansammeln und vermehren. Zudem wächst der Babybauch zunehmend und drückt auf die Blase. Die Nierendurchblutung nimmt zu, der Urin verdünnt sich und enthält weniger Substanzen, die vor einer Infektion schützen.1 Ein intaktes Scheidenmilieu bietet in dieser Situation Schutz vor Harnwegsinfekten. Wird das vaginale Schutzsystem gestört, kann sich der pH-Wert erhöhen und auf diese Weise ebenso ein Bakterienwachstum fördern. Auch scheinen die hormonellen Veränderungen Mykosen zu begünstigen, weshalb ein Scheidenpilz in der Schwangerschaft ebenfalls häufiger vorkommt.
Warum muss eine Blasenentzündung in der Schwangerschaft immer ärztlich abgeklärt werden?
Während der Schwangerschaft sollte eine akute Zystitis antibiotisch behandelt werden, um eine Ausbreitung der Erreger und das Risiko einer Nierenbeckenentzündung sowie schwerwiegender Komplikationen für Mutter und Kind zu verhindern. Sobald Symptome einer Blasenentzündung während der Schwangerschaft auftreten, sollte daher eine sofortige Arztkontrolle erfolgen. Nach der Behandlung ist es wichtig, eine Urinkultur durchzuführen, um sicherzustellen, dass die Bakteriurie vollständig beseitigt wurde.2
Neben einer gründlichen Befragung der Schwangeren erfolgt eine körperliche Untersuchung und die Beurteilung des Urins (Mittelstrahlurin), einschließlich Anlegen einer Urinkultur. Diese dient der genauen Abklärung des Erregers. Leidet die Schwangere zusätzlich unter Fieber oder Flankenschmerz, wird bei Verdacht auf eine Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) ein Ultraschall der Niere und Harnwege durchgeführt. Schwangerschaftskomplikationen, wie das Auftreten einer Präeklampsie (Schwangerschaftserkrankung, die mit einem erhöhten Blutdruck einhergeht), können durch eine Nierenbeckenentzündung begünstigt werden. Weitere Risiken, wie Frühgeburten oder ein niedriges Geburtsgewicht, werden mit dem Auftreten von Blasen- und Nierenbeckenentzündungen in Verbindung gebracht. Mit der Klinikeinweisung und einer rechtzeitigen medikamentösen Behandlung sollen jegliche Komplikationen, die die Gesundheit von Mutter und Kind gefährden könnten, vermieden werden.1,2,3
Die Behandlung der Blasenentzündung in der Schwangerschaft
Nach Angaben von Experten zählt Pivmecillinam zu den bevorzugten Antibiotika für die Behandlung einer unkomplizierten Zystitis in der Schwangerschaft und kann in jeder Phase der Schwangerschaft indikationsgerecht angewendet werden. Die Dosierung sollte dabei nicht aufgrund der Schwangerschaft verringert werden. Das Antibiotikum soll das Aufsteigen der Bakterien und die Entstehung einer Nierenbeckenentzündung unterbinden.4
Wichtig: Als Schwangere sorgen Sie sich möglicherweise, ob Medikamente Ihrem Baby schaden könnten, vielleicht zögern Sie auch, die verordneten Mittel einzunehmen. Es ist jedoch wichtig, die Risiken einer unbehandelten Harnwegsinfektion in der Schwangerschaft nicht zu unterschätzen und im Gespräch mit Ihrem behandelnden Arzt mögliche Nebenwirkungen der Medikamente objektiv gegenüberzustellen. Bei der Auswahl der Medikamente wird selbstverständlich darauf geachtet, dass diese in der Schwangerschaft geeignet sind.
Was können Sie in der Schwangerschaft tun, um sich vor einer Blasenentzündung zu schützen?
- Generell wird eine ausreichende Trinkmenge (1,5/2 L), der regelmäßige Toilettengang und eine vollständige Entleerung der Blase in aufrechter Sitzposition empfohlen. Auf diese Weise haben es Bakterien schwer, sich anzusiedeln und zu verbreiten.
- Mit der Schwangerschaft kommt es zu hormonellen und körperlichen Veränderungen, die das Auftreten einer Blasenentzündung begünstigen können. Da der Urin von Schwangeren weniger krankheitsbekämpfende Substanzen enthält, ist eine ausreichende Trinkmenge bei regelmäßiger Entleerung zu empfehlen.
- Der natürliche Zucker D-Mannose lindert die typischen Beschwerden auf natürliche Weise, indem er sich an E. coli, dem häufigsten Auslöser einer Blasenentzündung, bindet und sich dieser somit nicht an die Blasenwand anheften kann. Die Bakterien werden einfach mit dem Urin ausgeschieden. Zur Prävention chronischer Harnwegsinfekte hat sich D-Mannose daher bewährt. Bitte halten Sie in der Schwangerschaft zunächst Rücksprache mit Ihrem behandelnden Arzt, wenn Sie D-Mannose vorbeugend oder therapiebegleitend einnehmen möchten.
- Die Ansäuerung des Harns soll das Bakterienwachstum hemmen und die antibiotische Wirkung verbessern. Preiselbeersaft soll besonders gut geeignet sein, da er zusätzlich desinfizierend wirkt.
- Ein starkes Immunsystem kann Ihren Körper vor Infektionen bewahren. Eine gesunde vaginale Abwehr schützt ebenso die Schleimhäute von Harnröhre und Blase – daher können Sie mit der Anwendung natürlicher Laktobazillen möglichen Infektionen auf natürliche Weise vorbeugen. Nach Rücksprache mit dem Gynäkologen sind diese auch in der Schwangerschaft anzuwenden.
- Sie können das vaginale Gleichgewicht durch die Anreicherung mit natürlichen Vagiflor® Milchsäurebakterien stärken und erneuten Entzündungen vorbeugen. Auch nach einer Antibiotikaeinnahme können schützende Milchsäurebakterien helfen, das Gleichgewicht des Scheidenmilieus wieder aufzubauen und gesund zu halten.
- Die Blasenentzündung tritt häufig nach dem Geschlechtsverkehr auf. Daher empfehlen Experten, nach dem Sex auf die Toilette zu gehen. Auch wenn das unromantisch klingt, hat es sich bewährt, um mögliche Bakterien direkt auszuschwemmen.
- Aufgrund der anatomischen Nähe zur Darmregion empfiehlt sich eine vorsichtige Reinigung des Intimbereiches. So sollte nach dem Toilettengang auf jeden Fall von vorne nach hinten gewischt werden.
- Bestimmte Hygienemaßnahmen zählen ebenso zu den Risikofaktoren, die das Auftreten einer Blasenentzündung begünstigen. Reines Wasser oder auf den pH-Wert der Intimregion abgestimmte Waschlotionen sind zur Reinigung geeignet. Auf Intimsprays oder Spülungen sollte generell verzichtet werden.
- Zu enganliegende Kleidung kann Reizungen hervorrufen, tragen Sie nach Möglichkeit reine Baumwollunterwäsche, sie ist atmungsaktiv und kann bei 60 Grad gewaschen werden.
- Nach dem Baden sollten nasse Kleidungsstücke sofort entfernt und der Körper vor Kälte geschützt werden. Generell vermuten viele Frauen einen direkten Zusammenhang zwischen einer Unterkühlung, insbesondere kalte Füße und dem Auftreten einer Blasenentzündung. Daher halten Sie sich warm und trocken. Bereits unsere Großmütter mahnten vor dem Sitzen auf kalten Unterlagen (Treppe/Steine), dieser Rat ist bis heute nicht aus der Mode gekommen.
- Eine ausgewogene Ernährung, Bewegung und Entspannung tragen zu einem abwehrstarken Immunsystem bei und das ganz besonders in der Schwangerschaft.
Seite zuletzt aktualisiert: 08/2024
Quellenangaben
1. Deutsche Familienversicherung. Blasenentzündung: Ursachen, Symptome, Therapie. Stand: 29.10.20. Online verfügbar unter: https://www.deutsche-familienversicherung.de/krankenhauszusatzversicherung/ratgeber/artikel/blasenentzuendung-ursachen-symptome-therapie/. Abgerufen am 03.05.21.
2. Berndl. F. und Thalhammer. F. (2023). Harnwegsinfektionen in der Schwangerschaft. Online verfügbar unter: https://www.medmedia.at/aerzte-krone/harnwegsinfektionen-in-der-schwangerschaft/. Abgerufen am 12.06.24.
3. Leitlinienprogramm DGU: Interdisziplinäre S3 Leitlinie: Epidemiologie, Diagnostik, Therapie, Prävention und Management unkomplizierter, bakterieller, ambulant erworbener Harnwegsinfektionen bei erwachsenen Patienten. Langversion 1.1-2, 2017 AWMF Registernummer: 043/044, http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/043044l_S3_Harnwegsinfektionen pdf (Zugriff am: 03.06.2024).
4. Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie (Hrsg.) (o. D.). Pivmecillinam. Online verfügbar unter: https://www.embryotox.de/arzneimittel/details/ansicht/medikament/pivmecillinam. Abgerufen am 10.06.2024.